27. Dezember 2006

Internet und Santa

Endlich, endlich funktioniert der Internetanschluss - hat nun doch 24 Tage gedauert seit der Beantragung. Und das, obwohl bereits das gesamte Haus von KDDI (Internet-Provider) verkabelt ist und unser Vormieter wahrscheinlich auch einen Internetanschluss hatte. Na ja, die 'Entwöhnungsphase' war hart, aber ich habe sie überstanden. Ab jetzt bin ich wieder 'connected', und zwar mit 16MBit.

In den vergangenen Jahren hat sich in Deutschland zur Weihnachtszeit ja schon die moderne Version des berüchtigten Gartenzwerges breit gemacht - ich meine die Weihnachtsmänner aus Plastik/Stoff, die an deutschen Hauswänden und Schornsteinen hängen. Ein Unding für mich, nahe an der Geschmackslosigkeit. Aber in Deutschland ist ja alles erlaubt was der Baumarkt so hergibt.



Jetzt musste ich in Tokyo feststellen, dass es dieser weißbärtige Genosse irgendwie über das Wasser geschafft hat und auch in Japan die Häuser verunstaltet. Das kommt davon, wenn man zu Weihnachten in Deutschland mit schlechtem Beispiel voran geht, und die japanischen Touristen diese Erfahrung dann mit nach Hause importieren.



Dieses nun auch japanische Phänomen wurde dann auch gleich von der lokalen Zeitung wahrgenommen und veröffentlicht - und ich befürchte, dass im nächsten Jahr noch sehr viel mehr Weihnachtsmänner an Hausfronten zu sehen sein werden...

21. Dezember 2006

Weihnachten in Japan

Japan ist ja nicht gerade als christlich-orientiertes Land bekannt, was es aber nicht davon abhält, die westlichen Weihnachtstraditionen kommerziell auszuschlachten (wir machen das in Deutschland ja auch nicht anders, oder woher kommt auf einmal das ursprünglich aus Irland kommende amerikanische Halloween?).

Gut, vergangenen Freitag war ich dann zum ersten Mal im Goethe-Institut in Tokyo, da diese ein Weihnachtscafé ausgeschrieben hatten mit deutschen Weihnachtsliedern, deutschem Stollen und weiteren deutschen Köstlichkeiten. Klang sehr "kuschelig", also nix wie hin. Im Foyer des Goethe-Instituts und in der Veranstaltungshalle, die beide auf gefühlte 30 Grad aufgeheizt waren - tummelten sich dann schätzungsweise 300-400 Leute, wobei die Japaner klar in der Überzahl waren. Hier gab es dann deutsches Bier, Glühwein, deutsche Currywurst (!) und Stollen bis zum Abwinken. Dazu wurden über einen Beamer Bilder des Nürnberger Christkindlesmarkt an die Wand geworfen.

Im Veranstaltungsraum sangen dann japanische Deutsch-Schüler deutsche Weihnachtslieder, danach wurde noch Klavier und Geige gespielt. Und ein Mitarbeiter des Institutes hatte die undankbare Aufgabe, als Weihnachtsmann verkleidet Geschenke an die Besucher zu verteilen.

So wird also unsere "Kultur" im Ausland gezeigt; den Japanern hat es wohl schon gefallen. Ob sich die Japaner über die Darbietungen während des Japan-Tages in Düsseldorf auch so fremd vor ihrer eigenen Kultur fühlen wie ich mich an diesem Abend? Eigentlich ist Weihnachten hier ja so etwas wie der Tag der Verliebten, zumindest der 24., an dem man mit seinem Partner / seiner Partnerin ausgeht.

Abschließend noch ein sich mir nicht erschließender Kommentar einer amerikanischen Austauschstudentin, gelesen in der Hiragana-Times, einem japanisch-englischen Magazin (mehr hierzu an anderer Stelle in der Zukunft). Diese äußerte sich in einem Leserbrief zu tiefst enttäuscht über das japanische Weihnachten, es sei viel zu kommerziell, und sie freue sich schon darauf, Weihnachten zu Hause in den USA zu verbringen, wo ja alles ganz anders sei - aha, hätte ich nicht so vermutet ;-)

18. Dezember 2006

30 und ein Tag

Kann man wohl wirklich einen Unterschied fühlen, wenn man ein neues Lebensjahrzehnt beginnt? Gestern habe ich noch keinen großen Unterschied gefühlt, vielleicht hängt das aber auch mit dem Zeitunterschied zusammen. Schließlich müsste ich meinen Geburtstag nach der aktuellen Zeit in Deutschland bestimmen.

Heute morgen nach dem Frühstück hat mir die Post mein selbst gemachtes Geschenk gebracht - super Martin, selbst du schaffst es nicht, dir rechtzeitig zu gratulieren... Na ja, für eine kleine japanische Wohnung habe ich mir einen noch kleineren schicken mp3-Player samt kleinen 2.1 Boxen angeschafft. Nach dem Auspacken bin ich dann unter meinen Schreibtisch gekrabbelt, um die ganzen Kabel zu verstecken und die Boxen auszurichten. Dabei hab' ich mir dann ganz böse meinen Rücken verrenkt, so dass ich die nächsten zwei Stunden leidend und regungslos auf den Tatamimatten unseres Wohnzimmers verbringen musste. 'Konnte mich wirklich überhaupt nicht mehr bewegen - das schlimmste war jedoch, dass ich dermaßen über mich und diese Situation lachen musste, dass mir alles noch mehr weh tat.

Als ich nun da lag, auf dem Boden vor dem Fenster, schaute ich zu meinem alten Kumpel "Fuji San" 'rüber und fragte mich, wer von uns beiden wohl der ältere sei, der Berg oder ich... Glücklicherweise hat es mich gleich neben der in der hiesigen Bibliothek ausgeliehenen Ausgabe des Spiegels dahin gerafft, sodass ich mich während der bewegungslosen Phase über die Geschichte der Kremel-Protokolle informieren konnte.

Jetzt, am Abend, kann ich mich wenigstens wieder bewegen, auch wenn das wohl eher nach einem 90-jährigen Mann aussieht - Respekt vor dem Alter! Wenigstens mein mp3-Player funktioniert fantastisch, und ich genieße die Klänge von Mogwai's 'Zidane'-Album.

Nun, zurück zu der zu Beginn gestellten Frage - fühle ich mich irgendwie anders? Momentan habe ich schon die Vermutung, dass mir jemand genau dies weismachen will. Oder es ist einfach eine kuriose Verkettung unglücklicher Umstände. Freue mich schon auf meinen 40. Geburtstag, mal schaun', was da passiert ;-)

17. Dezember 2006

30

Der 30. Geburtstag gibt ja an sich nicht viel Anlass zu feiern, verabschiedet sich man doch aus den noch als jugendlich-anzusehenden 20ern, in eine mehr oder weniger ereignisreiche Zeit als "Thirty-Something". Ab jetzt werden die bis dato zweifelhaften Ü30-Parties traurige Realität, und bald wird mir in der U-Bahn von jüngeren Zeitgenossen ein Sitzplatz angeboten.....

Aber ich will ja nicht klagen, und darum habe ich meinen 30. Geburtstag auch in aller Ruhe verbracht. Nach einem sonnigen Mittagessen in den Yokohama-Docks (renovierten Backstein-Speicherhallen, die heute Heimat von Boutiquen und Restaurants sind, wirklich sehr schön!) und einem Spaziergang am Hafen haben wir uns das Abendessen in Yokohamas berühmter ChinaTown schmecken lassen.

Während des Mittagessens kam dann auch gleich die erste Prüfung auf mich zu. Um an einem Gewinnspiel teilzunehmen, sollte ich auf einer Karte meinen Namen und Anschrift eintragen - auf japanisch natürlich, als ob das nicht schon schwierig genug sei. Aber dann wollten die auch noch mein Alter wissen - so eine Frechheit! Zuerst habe ich in einem Reflex "23" eingetragen, mein Lieblingsalter. 23 Jahre klingt doch nach der totalen Freiheit, oder geht das nur mir so?

Dann habe ich aus der "23" geschickt eine "29" gemacht, da ich mich aber bei der Adresse schon mit den japanischen Schriftzeichen verhaspelt hatte, habe ich das ganze nochmal auf einer neuen Karte gemacht, und da dann auch den Mut gefasst, beim Alter die von jetzt an aktuelle "30" einzutragen.

11. Dezember 2006

Nachbarn




Von unserer Wohnungsgesellschaft sind wir bei der Schlüsselübergabe unter anderem darauf hingewiesen worden, dass wir uns doch möglichst bald bei den Nachbarn links und rechts sowie unter uns vorstellen sollen. Dies ist in Japan eine Art Brauch, da man aber sehr eindringlich und mit einem extra Informationsblatt mit lustiger Illustration des Vorgangs dazu verpflichtet wird, ist es wohl mehr als nur ein Brauch.

Bei dieser Gelegenheit wird es dann auch nicht versäumt, ein kleines Geschenk bei den Nachbarn abzuliefern. Quasi als Entschädigung und Entschuldigung für den Einzug und die damit einhergehenden Komplikationen, schließlich müssen sich die lieben Leute an neue Nachbarn gewöhnen. Das Geschenk selbst ist irgendwas relativ Wertloses in Richtung Gebäck, Hauptsache es ist nett verpackt und wird in einer edlen Papiertüte übergeben.

Bei der Übergabe wird sich dann auch gleich für alles Zukünftige entschuldigt und um Nachsicht gebeten (ich glaube wir haben die Verantwortung für alles schlechte in dieser Welt übernommen, mit Ausnahme der Klimaveränderung, die haben wir uns aufgespart, oder ich habe nicht alles verstanden...). Dabei übt man sich im Extrem-Verbeugen; für den Betrachter sieht das bestimmt sehr lustig aus, und viele viele Ärzte in Japan leben wohl von den daraus folgenden Bandscheibenvorfällen - so funktioniert das System hier halt.

7. Dezember 2006

Umzug bzw. Einzug

Am Dienstag war es soweit, wir sind in unsere kleine 51,70m² Wohnung eingezogen. In Japan werden die Quadratmeter immer mit zwei Nachkommastellen angegeben, da zählt jeder Zentimeter. Gleiches ist auch bei Größenangaben von Menschen zu bestaunen - wenn jemand zwei oder drei Zentimeter größer ist, dann wird auf Teufel komm raus auch auf diesen Unterschied bestanden, man/frau ist dann also nicht in etwa gleich groß. 'Size does matter'. Lustiges Volk.

Da der Umzug für uns eher ein Einzug war, ging eigentlich alles ganz einfach. Um 9:30 Uhr den Schlüssel abgeholt und die erste Autoladung Kisten in den 14. Stock geschleppt. Um 11:00 Uhr schnell mal bei Muji nebenan 'reigeschaut und die am Tag vorher bestellten Sachen (Vorhänge usw.) abgeholt. Auf dem nach Hause-Weg noch schnell O-Bento (Lunch-Box) mitgenommen - um 12:00 klingelt Ikea und bringt unsere schwedischen Freunde vorbei. Zum Teil mit falschen Anleitungen (Schreibtisch 'Jonas' hatte die falsche Geburtsurkunde dabei), aber die Dinger funktionieren zum Glück ja immer gleich.

Um 13:00 Uhr kamen die Leute von Yodobashi (Saturn auf Japanisch) und bringen unsere Elektrogeräte vorbei - und schließen sie auch gleich für uns an und nehmen den ganzen Verpackungskrempel wieder mit. Gegen 14:00 Uhr wird dann auch unser Gas freigeschaltet bzw. installiert. Um 16 Uhr schleppen wir die zweite und letzte Ladung Kisten in die Wohnung, bis 18:00 Uhr waren wir dann noch mit Auspacken und Einräumen beschäftigt, dann war eigentlich alles fertig. Bis auf die diversen Kleinigkeiten, die erst auffallen, dass sie fehlen, wenn man sie tatsächlich braucht. Und natürlich die Schlafcouch (kommt Sonntag) und der Internetanschluß (hoffentlich nächste Woche).

Also alles ohne viel Stress - und vor allem musste man keine Freunde und Bekannte davon überzeugen, doch beim Umzug zu helfen. Hätte in Japan eh nicht funktioniert, schließlich müssen die acht Tage die Woche arbeiten oder so...

p.s. Von unserem Wohnzimmer aus können wir den Fuji-San (niemand nennt diesen Berg hier Fuji-Yama (Fuji-Berg) wie wir Deutschen, das wäre abgrundtief respektlos, immer 'Herr Fuji' ) sehen, teilweise jedenfalls :-)

4. Dezember 2006

Jokkmokk, Jonas & Kullen - Ikea Japan


Seit April 2006 gibt es in Japan zwei Ikea-Filialen. Natürlich ein Muss für einen richtigen Europäer, sich zwecks Wohnungseinrichtung genau dorthin zu begeben! Ikea ist etwas ausserhalb von Tokyo gelegen - natürlich, denn wo soll es denn in Tokyo auch Platz für eine riesige gelb-blaue-Kiste geben? Nach Funabashi fährt man dann von Shinjuku (Zentrum) ca. 1 Stunde mit der U-Bahn.

Angekommen, zeigt sich tatsächlich ein vertrautes Bild. Die Ikea-Kiste sieht genau so aus wie zu Hause. War ja auch nicht anders zu erwarten. Nach einem traditionellen 'Meatball'-Snack ging dann die Sucherei los. Da sich das Sortiment nicht wirklich an den japanischen Markt angepasst hat, wird die Möbelsuche nicht einfacher - schließlich sind die Wohnungen hier sehr viel kleiner und meistens bereits mit großzügigen Wandschränken ausgestattet. Will man zum Beispiel einen kleinen Schreibtisch kaufen, geht das hier schlicht und einfach nicht, da die kleinste 'westliche' Größe für japanische Verhältnisse schon relativ groß ausfällt.

Zur Nachmittagszeit wurde es dann richtig voll. Da der Großteil der "Besucher" mit der Bahn anreist, bilden sich immer wieder Menschentrauben, die sich durch die Ikea-Prommenaden schieben.

Der Transport der gewählten Ware ist sehr praktisch organisiert, man muss Billy also nicht mit in die U-Bahn nehmen. Ein 50x50x50cm Paket wird für 6 Euro nach Hause geliefert, größere Gegenstände sind etwas teurer, kommen dann aber zum Wunschdatum und zur Wunschzeit ins Haus.

Auf Grund des zur Zeit sehr günstigen Wechselkurses empfand ich die Preise überraschend angenehm. Jokkmokk - ein Küchentisch plus 4 Stühle für 14.900 Yen, umgerechnet ca. 100 Euro ist durchaus akzeptabel, für japanische Verhältnisse geradezu sensationell. :-)