11. Januar 2009

Mogwai - Studio Coast

Nach gut zwei Jahren hat es mich heute wieder nach Shin-Kiba verschlagen. Ich habe es tatsächlich geschafft, zwei Tage vor Konzertbeginn ein Ticket für den Auftritt von Mogwai zu bekommen.



Studio Coast war nämlich mal wieder randvoll - was man bei einer eher unbekannten und nicht im MTV-Universum spielende Instrumental Band aus Glasgow nicht unbedingt erwarten kann. Nun ja, in Japan anscheinend schon, da reicht es, eine Band aus England zu sein, und schon ist die Halle voll.

Dieses Mal bin ich erst kurz vor Konzertbeginn angereist - die Einlassprozedur von meinem ersten Besuch war mir immer noch in Erinnerung. Als ich also 20 Minuten vor 19 Uhr an der Halle angekommen bin, waren die ersten 3.000 Leute schon drin und ich konnte ohne langes Warten durch den nicht-vorhandenen Sicherheitscheck in die Halle.

Man musste mal wieder ein Getränketicket am Eingang kaufen - 500 Yen extra zum Ticketpreis von 6.500 Yen. Dumm nur, dass die im Studio Coast das mit den Getränken immer noch nicht auf die Reihe bekommen - hätte ich mich 20 Minuten in die Schlange gestellt, hätte ich wohl ein Getränk für mein Ticket bekommen können. Oder ich hätte mich mit einer Dose Heineken aus dem Automaten für 800 Yen selbst bestrafen können...

Ich habe mich gleich wieder auf die Empore geschlichen, da hat man eine ziemlich gute Sicht auf die Bühne. Und da der Sound in der ganzen Halle recht gut ist, muss man auch nicht unbedingt mitten in der Menge stehen.

Kurz vor dem Start der Vorgruppe "Remember Remember" - viel mehr ein Soloartist, der an diesem Abend ganz schön viel mit seiner Technik und seinen Instrumenten zu kämpfen hatte, dachte ich eigentlich, wir stehen dicht auf dicht und da passt niemand mehr zwischenrein - weit gefehlt. Auch in der Konzerthalle legen die Japaner ihr gewohntes Yamanote-Drängel-Verhalten an den Tag, und wo ich vor Minuten noch Platz zum Atmen hatte, stehen auf einmal zwei weitere Leute vor mir. So viel zum Thema Rücksicht - beim Drängeln ist sich jeder selbst der Nächste (in Europa würde ein solches Verhalten wohl zu diversen Schlägereien und unschönen Wortwechseln führen).

Weiterhin ist mir unangenehm aufgefallen, dass ungefähr jeder dritte Japaner eine lustige Mütze oder einen Hut auf dem Kopf hatte - was bei einem Konzert nicht wirklich förderlich für eine halbwegs vernünftige Sicht ist. Anscheinend ist denen auch bei gut 25 Grad noch kalt - oder sie wollen im Dunkeln immer noch stylisch aussehen. Völlig unnötige Geschichte.

Ach ja, der Auftritt von Mogwai. Der war natürlich beeindruckend. Der Sound war kristallklar, und die fünf Jungs haben genug davon produziert. Und dazu passend gab es eine effektvolle Lichtshow.

Ich denke jedoch, dass von den über 3.000 Konzertbesuchern 95% noch nie was von der Band gehört hatten und wohl sich auch nach einer halben Stunde noch gefragt haben, wann denn endlich ein Sänger kommt....trotz der wirklich sehr emotionalen Musik standen wirklich alle stocksteif da - kein Unterschied zu der Neujahrsansprache bei mir in der Firma....von daher finde ich es schon sehr mutig und bewundernswert, dass man fast 50 Euro für eine Band ausgibt, die man kaum bis gar nicht kennt.

Am Ende war ich richtig glücklich, mal wieder ein Konzert besucht zu haben - da hat man in Tokyo ja leider nicht so viele Chancen.

p.s. das neue Album von Mogwai kann man derzeit auf deren Myspace-Seite komplett anhören - es lohnt sich ;-)

Und Bilder vom Gig gibt es hier.

5. Januar 2009

Neujahrsansprache 2009

Pünktlich um 9 Uhr heute morgen stieg bei mir in der Firma die traditionelle Neujahrsansprache des Firmenchefs. Dies ist wohl der einzige Tag im ganzen Jahr, an dem wirklich alle gleichzeitig in der Firma ankommen, und sich kurz vor 9 endlose Schlangen vor den Aufzügen bilden.

Die Neujahrsansprache ist schon ein seltsames Event. Da versammeln sich alle in unserer Aula, alle in voller Trauermontur schwarz in schwarz, sehr nahe am Matrix-Original. Lediglich bunte Socken und braune Leder-Schuhe scheinen akzeptiert zu sein. Und mittendrin ich im blauen Beamtenhemd. Egal, Ausländer, was solls.

Dann spricht der Chef von den Bilanzen des letzten Jahres, wirft uns irgendwelche Prozentwerte um die Ohren - ich war grad glücklich, nicht alles verstehen zu können.

Der Höhepunkt sollte aber sogleich folgen- unser Chef hat sich einer für ihn sehr wichtigen Sache angenommen und uns nahegelegt, doch "mindestens Sonntags nicht zu arbeiten" - um das mit der Work-Life-Balance auf die Reihe zu bekommen.

Ich konnte mir mein Schmunzeln kaum verkneifen, vor allem, weil sonst niemand ernsthaft auf diese Aussage reagiert hat. So etwas bekommt man wohl wirklich nur im Land der Workaholics zu hören....

Motivation sieht wohl etwas anders aus - aber wenn sowieso schon alle in der Firma wohnen, ist das eventuell gar nicht mehr notwendig. Nun gut, lasst uns das neue Jahr beginnen.

p.s. Wenigsten hat uns unser Chef nicht als "liebe Konsumenten" abgetan - sowas kann sich wohl nur die gute Angie in ihrer Neujahrsansprache erlauben. Gab es darauf eigentlich Reaktionen - oder finden sich alle mit der Diene-deiner-Wirtschaft-und-Regierung-Rolle in Deutschland ab?