30. November 2006

Heimat: Porcupine Tree

Gestern Abend hat sich wie ein Stück Heimat angefühlt - meine heroes aus London, Porcupine Tree, haben in Tokyo ein Konzert gespielt.

Einlass war bereits um 18 Uhr - etwas früh für mein Empfinden, in Europa beginnen Konzerte doch selten vor 21 Uhr. Grund könnte sein, dass man wohl in Sorge um die Japanischen Arbeiter ist, die sollen doch rechtzeitig wieder zu Hause sein, um am nächsten Morgen ausgeschlafen ihren Jobs nachgehen zu können.

Da die Japaner jedoch in der Regel bis spät in die Nacht arbeiten, war es dann nicht verwunderlich, dass die Hälfte der Besucher in ihrer Arbeitskleidung samt Aktenkoffer (schwarzer Anzug, weißes Hemd, alle Japaner kleiden sich gleich, gibt wohl einen Artikel in der Verfassung darüber...) kommen.

Das Konzert selbst fand in der "Hitomi Memorial Hall" - der Veranstaltungshalle einer privaten Mädchenhochschule statt. In dieser Konzerthalle werden wohl gewöhnlich Ballett und klassische Konzerte veranstaltet, aber ein Rockkonzert?

Auch die 'Security' erfüllt eine etwas andere Aufgabe als in Deutschland. Vornehmliches Ziel der Bemühungen ist es nämlich nicht die Sicherheit der gesamten Veranstaltung zu gewährleisten, sondern sich vielmehr um das Wohlbefinden aller Besucher zu kümmern. Dass mir ja niemand den falschen Eingang nimmt, seinen zugewiesenen Platz nicht findet etc..

Zum Konzert selbst: nachdem irgendein psychedelic-rock-Mensch eine geschlagene halbe Stunde seine Instrumente auf der Bühne gestimmt hatte (er war als Supporting Act angekündigt...) und alle im Publikum zum Schlafen gebracht hatte, ging es dann los. Habe selten so eine tolle Akustik erlebt wie an diesem Abend - in Europa können die schlecht akustisierten und verrauchten Konzertbaracken sowie die schlechte weil übersteuerte Soundanlage noch über manches Unvermögen so mancher Band hinwegtäuschen. Nicht so bei Porcupine Tree, die ein hervorragendes Konzert dahingezaubert haben. Neben einem 15 minütigen, noch nicht veröffentlichten Stück aus dem kommenden Album wurden Raritäten wie 'Buying New Soul' gespielt. Und nachdem sie sich es erlaubt haben, die Songs 'Arriving Somewhere Not Here', 'Start Of Something Beautiful' und 'Halo' ein lascher Folge hintereinander wegzuspielen - ist wohl auch all den Japanern klar geworden, dass sie hier eine der 'outstanding acts' hören durften.

Leider gab es am Ende nur eine Zugabe, wenn auch mit 'Trains' eines der Highlights dieses Abends. Wie gesagt, die Japaner müssen früh wieder nach Hause und schlafen, um 21 Uhr war alle vorbei.

27. November 2006

Wedding Reception

Am Samstag waren wir zu einer "Wedding Reception" eingeladen. Das ist eine Art Hochzeitsempfang für Freunde und Arbeitskollegen (in Japan ist hier kein Unterschied festzustellen...) und läuft wie folgt ab:

Das Hochzeitspaar lädt Freunde - in unserem Fall über 100 Personen in ein angemietetes Restaurant ein. Beginn war um 16:00 Uhr. Am Eingang werden die lieben Gäste zuerst einmal zur Kasse gebeten, pro Person wird ein 'Eintrittsgeld von umgerechnet 70 Euro erwartet. Kommt also ganz schön was zusammen.

In den folgenden zwei Stunden geht es dann vornehmlich darum, die Gäste zu unterhalten und mit Geschenken zu versorgen. Zum Beispiel werden Ratespiele ('Wo hat er ihr den Antrag gemacht?', 'Welche Speise kann die Braut am besten zubereiten?', usw.) und traditionell Bingo gespielt. Preise gibt es genügend, der erste Bingo-Ruf wurde zum Beispiel mit der neusten Sony CyberShot Digitalkamera entlohnt - und jetzt ratet mal, wer diesen Preis mit nach Hause nehmen durfte ;-)

Das Brautpaar selbst bekommt an diesem Tag keine Geschenke, die werden schon in der Woche vor der Party entweder persönlich bei den Beiden vorbei gebracht, oder einfach per Post an sie geschickt. Dies garantiert, dass das Paar nach der Party, die nach guten zwei Stunden auch schon wieder vorbei war, keine Umstände mit zu vielen Geschenken hat.

Festzuhalten gilt, dass wirklich fast alle Japaner - und vor allem die jungen Japanerinnen qualmen was das Zeug hält, und zwar diese seltsamen Mentholzigaretten, darum war ich über das frühe Ende der Veranstaltung gar nicht so unglücklich.

Wohnungssuche in Tokio Teil V

Zum Glück gibt es da noch die Urban Renaissance Agency. Diese halb-staatliche, halb-private Organisation besitzt in ganz Tokyo Häuser, meist Geschosswohnungsbau. Die Wohnungen sind etwas größer als normale Apartments, also so um die 50 m². Und da man keine Provision bezahlen muss und jederzeit in eine andere Wohnung der Organisation umziehen kann - haben wir uns für diese Variante entschieden:



Dieses Gebiet liegt im Nord-Westen von Tokyo, ist mit der U-Bahn vom Zentrum aus in guten 20 Minuten zu erreichen - und, ist halbwegs bezahlbar :-) Freue mich schon auf das erste Erdbebenerlebnis im 14. Stockwerk......

Wohnungssuche in Tokio Teil IV

Also, wo waren wir... 4 Wohnungen wollten wir uns anschauen. Um 13:00 Uhr haben wir uns mit dem Makler getroffen, und 4 1/2 Stunden später haben wir endlich alle Wohnungen gefunden und begutachtet. Ging doch schnell. Leider war unser Makler doch nicht so gut vorbereitet und hatte wirkliche Probleme, die Wohnungen zu finden! Hätte er sich vorher 10 Minuten vor den Rechner gesetzt und je eine Karte ausgedruckt - es hätte dann wohl kaum mehr als 90 Minuten gedauert, um alle Wohnungen zu sehen.

Nach dem ersten Tag Wohnungssuche wird schnell klar - die perfekte Wohnung ist in Tokyo nur sehr schwer zu finden - auf Grund der dichten Bebauung schaut einem immer jemand von gegenüber ins Wohnzimmer, oder die Wohnung bekommt überhaupt kein natürliches Licht von draußen. Oder die nächste Bahnstation ist zu weit weg, oder, oder, oder...

25. November 2006

Wohnungssuche in Tokio Teil III

Der Weg zu den Wohnungen wird also zusammen im Auto zurückgelegt - zum Verkehr in Tokio brauche ich glaube ich keine weiteren Ausführungen zu machen - irgendwo staut es sich immer. Im Büro hatte der Makler die von uns ausgewählten Objekte schon in die Besichtigungsreihenfolge sortiert - ist also anzunehmen, dass er sich vorbereitet hat. - Nun ja, 4 Wohnungen in der gleichen Umgebung sollten doch in 1-2 Stunden zu machen sein....Da es die Japaner bisher versäumt haben, das System mit Straßennamen und Hausnummern einzuführen - gestaltet sich die Adresssuche als schwierig. In Tokio setzt sich eine Adresse in etwa wie folgt zusammen. Zuerst einmal ist das die Stadt, z.B. "Tokyo", dann kommt der Stadtbezirk, z.B. "Shinjuku", gefolgt vom Ortsteil, z.B. "Nakai".

So, und jetzt wird es kompliziert. Der Ortsteil ist in größere Siedlungsblöcke unterteilt, die jeweils eine fortlaufende Nummer haben. Diese setzen sich aus tatsächlichen Blöcken zusammen, und jedes Gebäude hat wiederum eine Nummer - am Ende kommt also etwas wie "2-10-16" als "Hausnummer" heraus. Die Adresse wäre also im Ganzen "2-10-16 Nakai, Shinjuku, Toyko". Die Nummern der Blöcke sind jedoch nicht stringent geordnet, da sie anscheinend nach und nach zugewiesen wurden - Block Nr. 5 liegt demnach nicht unbedingt neben Block Nr. 6. Lange Rede kurzer Sinn, entweder man weiß genau, wo man in Tokio hin will, oder man hat ein Navigationsgerät im Auto. Übrigens sind alle Mobiltelefone mit GPS ausgestattet und erlauben es, in Sekundenschnelle eine Übersichtskarte mit der eigenen aktuellen Position aufs Display zu bringen - sehr praktisch.

Wohnungssuche in Tokio Teil II

Die Wohnungsangebote lässt man sich praktischerweise passend zu seinen Bedürfnissen und Wünschen vom Maklerbüro per Fax ins Haus kommen. Die Frage Wo man wohnen will richtet sich hier vornehmlich auf die Lage an einer bestimmten Bahnlinie, also nicht nach Stadtteilen oder Bezirken. Aus den erhaltenen Angeboten wählt man die interessantesten Objekte aus und vereinbart mit dem Maklerbüro einen Besichtigungstermin. Und schon kann die Odyssee beginnen!

In Tokio wird der Wohnungssuchende von einem Mitarbeiter des Maklerbüros persönlich zu den Objekten gebracht - nach den Treffen im Büro geht es also zuerst einmal zum Auto, das, je nach dem wo sich das Büro in Tokio befindet, in irgendeinem vollautomatischen Parkhaus um die Ecke geparkt ist. Hier wird nur die Chipkarte eingesteckt, und die Anzeige zählt die Minuten und Sekunden runter, bis, nach gefühlten 30 Minuten, sich das Tor öffnet und das Auto auftaucht. Ich vermute ja, dass da irgendwo ganz tief unten in der Erde unterbezahlte Hilfsarbeiter die Autos jedes Mal komplett in ihre Einzelteile zerlegen, um sie platzsparend deponieren zu können.

Wohnungssuche in Tokio Teil I

In Tokio eine passende Wohnung zu finden, führt den Suchenden ohne Umwege zu einem der vielen vielen Maklerbüros.

Diese haben Ihre Büros sehr oft in der Nähe von S- und U-Bahnstationen - so kann man, während man an der geschlossenen Schranke eh warten muss, sich gleich noch die neusten Wohnungsangebote anschauen. Wenn man eine Wohnung über einen dieser Makler beziehen will, wird gleich am Anfang eine schöne Summe Geld verlangt. Der Makler selbst bekommt eine Monatsmiete, und der Vermieter zwei Monatsmieten - wohl für den nicht unerheblichen Aufwand, das Namensschild an der Klingel und am Briefkasten auszuwechseln - klingt fair, oder?!

Dazu kommen natürlich noch zwei bis drei Monatsmieten an Kaution, die ebenfalls an den Vermieter gehen. Macht - zusammen mit der ersten Monatsmiete - sagen wir für eine 2 Zimmer Küche Bad Wohnung mit 40 m² Wohnfläche in mittlerer fußläufiger Erreichbarkeit einer SPNV-Station (10-15 Minuten) also 1 + 2 + 2 + 1 Monatsmieten zu ca. 800 Euro kalt: 4.800 Euro - herzlichen Glückwunsch - wohnst du schon, oder zählst du noch dein Geld?

20. November 2006

Angekommen


Nach 22 Stunden Reise (Tür-zu-Tür) bin ich also in Tokyo angekommen - natürlich völlig übermüdet und erschöpft. Umsteigen in Heathrow war erstaunlich einfach, vor allem weil sie mich durch den einen SecurityCheck durchgewinkt haben- war wohl zu viel los oder ich sehe halt vertrauenswürdig aus - na ja, Hauptsache niemand nimmt seine Flasche Cola mit ins Flugzeug, oder?

Musste zudem feststellen, dass immer noch niemand vernünftiges Flugzeugessen erfunden hat - kann sich google nicht auch mal solchen Problemen widmen?! Immerhin hatte ich zwei Sitzplätze für mich, schlafen konnte ich trotzdem nicht...