30. März 2008

小塚原の首切地蔵 / Kozukappara Execution Ground

Im Stadtteil Sanya, am Ende der Toden-Linie befindet sich der ehemalige Hinrichtungsplatz Tokios - Kozukappara. Hier wurden ab 1651 zwischen 100.000 und 200.000 Menschen hingerichtet - das ist schon eine beachtliche Zahl, damals muss es entweder nur Verbrecher gegeben haben oder die Judikative ist irgendwie Amok gelaufen. (Statistische Zahlen sind in Japan generell mit Vorsicht zu genießen, da sie nicht unbedingt die Realität aus einer westlichen Sichtweise widerspiegeln, sondern mit äußerster Rücksicht auf das Wohlbefinden der Bevölkerung je nach dem "angepasst" werden - daher können es auch doppelt so viele oder nur halb so viele gewesen sein. )



Laut der Inschrift wurden die Hingerichteten lediglich notdürftig mit Erde beschüttet, sodass es bei starken Regenfällen immer wieder dazu gekommen ist, dass die ein oder andere Nase oder eine Hand sichtbar wurde. Und dann machten sich Hunde, Katzen und Vögel über die Überreste her. Lecker.



Heute liegt dieser Ort eingeengt zwischen zwei Bahngleisen, und niemand weiß wohl so richtig, welche große Vergangenheit dieser kleine Friedhof, der heute hier zu finden ist, hinter sich hat. (Was eventuell auch mit der sehr eigenen" Art und Weise der Japaner zusammenhängt, eher "unvorteilhafte" Ereignisse einfach totzuschweigen als sich mit ihnen auseinanderzusetzen).( Es ist völlig unerklärlich, dass in japanischen Schulbüchern heute noch Märchen über die Rolle der Japaner in den Kriegen der vergangenen zwei Jahrhunderten stehen und das Verhältnis mit China, einem von Japan stark in die Mangel genommenen Land, sich nicht wirklich weiterentwickelt hat - da sind wir gesellschaftlich gesehen in Europa schon etwas weiter....)

Hier ein paar Quellen zu Kozukappara:
http://metropolis.co.jp/tokyo/528/feature.asp
http://search.japantimes.co.jp/cgi-bin/fv20060901a1.html
http://www.uer.ca/locations/show.asp?locid=22897

Non-Tourist-Area

Entlang der Toden-Straßenbahnstrecke sind wir an einer Station ausgestiegen, um uns die Kirschblüten im Arakawa Amusement Park anzuschauen. Dieser war als Attraktion auf der Internetseite des TODEN vermerkt.

Link zur Karte

Ähnlich wie der Toden und seine alten Fahrgäste, sind auch die Wohngebiete, durch die sich die Tram ihren Weg bahnt, eher vom sonst allgegenwärtigen Fortschritt in Japan verschont geblieben - teilweise zumindest.







Die mit Kirschbäumen gesäumte Straße von der Tram-Station war wirklich nett, auch wenn die bunten Papier-Lampen wohl erst in der Dunkelheit ihren vollen Glanz verbreiten.



Am Park angekommen mussten wir jedoch etwas überrascht feststellen, dass sich hinter dem Begriff "Park" ein kleiner, extrem kitschiger Freizeitpark verbirgt, für den wir hätten Eintritt bezahlen müssen.

Bei der lokalen Bevölkerung war der Park allerdings wirklich eine Attraktion, auch wenn sich dort viele seltsame Dinge hinter dem Zaum verbargen. So stelle ich es mir eigentlich in Nord-Korea vor....







Auch zu bewundern gab es den stilvollen und sorgfältigen Umgang mit Natur und Landschaft, eine Eigenschaft, für die die Japaner überall in der Welt berühmt sind.







Diese Bilder machen wohl deutlich, dass dieses Japanbild völlig veraltet ist und heute lediglich von der nationalen Propaganda-Behörde Tourismusbehörde verbreitet wird.

Was hier mit dem Arakawa-Kanal gemacht wurde, ist wirklich ein Unding (ich wehre mich dagegen, die Gewässer in Tokio als Flüsse zu bezeichnen; zum einen sind sie komplett in Beton gebettet, und zum anderen fliessen sie nicht wirklich; Kanal trifft es wohl am ehesten). Japan ist wohl das einzige Land auf der Welt, dessen Städte sich nicht über ihre (in diesem Fall ehemaligen) Flüsse bzw. Flusslage definieren. Was wäre Köln ohne den Rhein, Paris ohne die Seine, London ohne die Themse....

Die Kirschblüten verdrehen aber zum Glück auch hier den Japanern den Kopf (und Blick), sodass sich auch hier die Leute auf hässlichen blauen Plastikmatten mit Sake vollschütten und die Saison genießen.





Auf dem Weg zurück zur Tram-Haltestelle sind wir dann durch enge Gassen gelaufen...



...und an einigen sehr "lokalen" Dingen vorbeispaziert.



Toden

1903 wurde in Tokio die erste elektrische Straßenbahn in Betrieb genommen.
In den kommenden Jahren wurden insgesamt 41 Strecken mit 213 Kilometer Gesamtlänge betrieben. 2008 gibt es genau noch eine Straßenbahn in Tokio, die ehemalige Linie 32 (Waseda-Line), heute bekannt unter dem Namen Arakawa-Line oder einfach nur Toden (TOkyo DENsha - Tokio Elektrische Bahn).


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Entlang der Strecke sind nach Auffassung unterschiedlicher Quellen ca. 12,000 Rosen gepflanzt, die man zwischen Mai und Mitte Juni in voller Blüte bestaunen kann.







Eine Fahrt mit der Toden hat schon etwas von einem Trip in die Vergangenheit Tokios. Zum einen ist es wirklich eine kleine, nette, nostalgische Tram, die da durch Tokio tuckert, zum anderen machen auch die sich vornehmlich schon im Rentenalter befindenden Fahrgäste das Flair aus.





Alte Bahn, neue Regeln. Und Hunde bitte nur in der Tragetasche!



29. März 2008

Aoyama Friedhof

Zur Kirschblütenschau auf den Friedhof - sowas geht wohl nur in Japan. Irgendwann müssen wir das auch mal am späten Abend machen, ist bestimmt eine seltsame Atmosphäre...


Odaiba Wedding Village

Auf der künstlichen Insel Odaiba gibt es ein Hochzeits-Disneyland - die Wedding Village. Sieht aus wie ein kleiner Ort in Italien, natürlich alles mehr als Fake. Wie kann man da nur Heiraten wollen?!







Dann doch lieber etwas länger sparen und wirklich nach Italien oder Spanien fliegen. Besonders weil der "Hintergrund" auf den Bildern eher weniger passend ist.



Vor diesem Glasturm haben sich die Japaner dann auch eine schöne Waterfront hingezaubert - leider aber niemandem erklärt, was man damit nun anfangen soll, also ist sie menschenleer. Stadtplanung auf das physische beschränkt.



Und den tieferen Sinn von diesem Monster muss mir auch noch mal jemand erläutern....

Tokyo Anime Fair 2008

Ein Ausflug nach Odaiba zur Tokyo Anime Fair 2008, muss mal wohl einmal im Leben gemacht haben, um drüber reden zu können.

Sooooo lange mussten wir anstehen - hat fast eine ganze Stunde gedauert. Da würde es in Köln zu Tumulten kommen - hier ist es Teil der Wochenendexperience.....


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So sah es aus unserer Perspektive aus:





Und dann waren wir unter den ganzen Freaks - die erstaunlicherweise gar nicht so ungewöhnlich wie erwartet waren. Ist wirklich ein Familienevent.







Der Beitrag vom WDR:







Und doch noch einen richtigen Anime-Freak erwischt!



Hier standen wir ein paar Stunden vorher in der Schlange:




Ach ja, Oliver hat die ganzen Messedamen geknipst, Bilder gibt es hier: http://tenkygaii.blogspot.com/2008/04/anime-fair-hostessen.html

25. März 2008

Japan in the News #5

Höflichkeits-Polizei für die Japaner:
http://www.telegraph.co.uk/news/main.jhtml?xml=/news/2008/03/19/wjapan119.xml

Flughafenmitarbeiter können nicht für die Sicherheit garantieren und schieben Verantwortung in Richtung Fluggesellschaften ab.
http://www.breitbart.com/article.php?id=D8VMOS2G1&show_article=1


In Japan "graduiert" man vom Kindergarten:
http://mdn.mainichi.jp/national/news/20080315p2a00m0na021000c.html

22. März 2008

Akasaka Sacas

Dieses Wochenende hat eine weitere kleine Stadt innerhalb von Tokio eröffnet - Akasaka Sacas.



Mit der Namensgebung hätten sie sich wohl etwas mehr Mühe geben sollen, einem Nicht-Japaner geht der erst nach dem dritten Bier halbwegs flüssig über die Lippen.

Akasaka Sacas ('Sacas' bedeutet soviel wie "blühen", 'Akasaka' ist der Stadtteil) liegt nicht unweit von Roppongi, wo mit den beiden Gebieten 'Roppongi Hills' und 'Tokyo Midtown' zwei ähnliche Stadt-in-der-Stadt-Kolosse rumstehen.



Akasaka Sacas ist allerdings etwas bescheidener was die Luxusgeschäfte angeht, hier konzentriert sich alles auf die internationalen Restaurants sowie die ACT-Eventhalle.



Am Samstag war hier Kaiserwetter, also dementsprechend voll.



Es ging natürlich alles nur ums Essen, und durch die angereisten Massen war auch einer von diesen Vertretern voll beschäftigt:





Die lieben Japaner sind ja so schon immer und überall völlig verloren, aber wenn sie dann noch ein vollkommen neues und unbekanntes Territorium erkunden - vor den Orientierungskarten war der Andrang groß!

Der Gebäudekomplex hält sich architektonisch sehr zurück, trotzdem ist alles ziemlich elegant und europäisch ausgeprägt.







Im Asakasa-Biz Tower werden sich in Zukunft wohl die Angestellten tummeln,



und mit den "Media-Stairs" wurde auch ein künstlerisches Element integriert.



Besonders schön ist der (private) öffentliche Raum zwischen den einzelnen Gebäuden. Um einen Höhenunterschied zu überbrücken, sind sehr schöne breite Treppen angelegt worden, wo man sehr nett in der Sonne sitzen kann.



Zum Ensemble gehört auch ein (sicherlich sündhaft teurer) Apartment-Turm.



Das eigentlich interessanteste Gebäude steht allerdings gleich nebenan:



Und auf einem angrenzenden Grundstück steht mal wieder eines dieser Relikte aus alten Zeiten, kaum zu glauben, dass da im Jahr 2008 noch jemand wohnt - mitten in Tokio.



2008.03 Akasaka Sacas