27. Mai 2007

German Fest

Zufällig habe ich in der letzten Woche in einem Newsletter gelesen, dass im Stadtteil Hibiya für eine Woche das German Fest stattfindet. Nach einem Besuch der angegebenen Internetseite (link) konnte ich nicht umhin, mir das ganze aus der Nähe anschauen zu müssen.



Zu aller erst will ich mal auf das rhetorische Meisterwerk "German Fest" eingehen. Da findet in Japan ein Fest deutscher Prägung statt. Und was machen die? Die nehmen ein englisches Wort, kombinieren es mit einem Deutschen, und am Ende sollen die Japaner verstehen?! Was hat hier überhaupt ein englischer Begriff zu suchen? Verstehe das wer will...Mit dem Begriff "Oktoberfest" können übrigens ALLE Japaner etwas anfangen.

So sind wir heute, Ende Mai, zum Oktoberfest gegangen. Hibiya Park, der Veranstaltungsort, wird auf einer japanischen Internetseite wie folgt beschieben:

The parkland verwendete, der Palastbereich des Feudallords, Matusdaira Bizennokami zu sein, herauf bis das Ende der Edo Periode. Dann diente er als Militarparade, die wahrend der Meiji Periode gerieben wurde. Spater wurde dieser Park entworfen und konstruiert, wahrend das erste Stadtischart Park in Japan westernized. Die grose im Freienmusikhalle, die kleine im Freienmusikhalle und die allgemeine Halle Erscheinenbegeisterung des Park-Entwerfers als Vorlaufer der Kultur.


Aha, alles klar! Es lebe das gediegene Halbwissen und Online-Übersetzungsprogramme. Was es festzuhalten gibt, der Park ist der erste westlicher Prägung in Japan. Und diese Woche findet dort halt das Oktoberfest statt. Ist eigentlich eine sehr schöne Location (Ort), die Bierbänke waren rund um eine kreisförmige Wasserfläche aufgestellt.

Und überall gab es deutsche "Köstlichkeiten", wie etwa Maultaschen (als "Deutsche Ravioli" angepriesen), Schupfnudeln (mit Ketchup), Spießbraten usw. Auf einer Bühne gab es ein musikalisches Begleitprogramm, welches sich während unseres Besuches auf junge japanische Rap-Bands begrenzte.

Wichtig, es gab DEUTSCHES BIER VOM FASS, sowohl Spaten als auch Franziskaner, Köstritzer, Bitburger und Erdinger! Hier bin ich doch zu Hause. Auch wenn mich der aus Mainz stammende "Barkeeper" vom Spatenzelt zu sich locken wollte, musste ich ihm doch sagen, dass ich schon von Geburt wegen eher zum Erdinger greifen müsste. Was er auch anstandslos verstanden hat.

Mein wohlgeformtes Erdinger vom Fass hat dann zwar ein kleines Vermögen gekostet - umgerechnet gut 7 Euro - aber es war jeden Yen wert. Als ich es in Empfang genommen habe, habe ich mich wahrscheinlich gefreut wie ein Kind über seine erste Playstation.

Übrigens, ganz am Rande des Festbereichs gab es auch ein paar Stände, wo man Japanisches Essen kaufen konnte. Man will die Japaner wohl nicht überfordern, beim Bier ist das wohl in Ordnung, da sind die Deutschen auch nach ihrer Ansicht besser als sie, aber im Bereich Nahrungsmittelaufnahme... Ich musste meine Maultaschen dann auch mit Stäbchen essen, was für eine Erfahrung.

Hibiya Koen Oktoberfest

Martin im Wald (Tour 26)

Gestern waren wir wieder im Oku-Musashi-Gebirge unterwegs. Dieses Mal ging es vom Bahnhof Musashiyokote hinauf zum Hiwadasan und zurück zum Bahnhof Koma.

Hiwadasan Hiking Track 26


Informationen auf Japanisch gibt es hier: Link

Am Ende ging es ziemlich steil bergauf, dafür gab es oben einen tollen Ausblick. Und auf dem Weg zum Bahnhof sind wir noch an einer kleinen Flussaue (Karte) vorbeigekommen, die sich perfekt zum Grillen eignen würde - da werden wir bestimmt mal wieder hinfahren.

26. Mai 2007

Gummistiefel

Gestern hat es in Tokio geregnet, nicht sonderlich stark, aber irgendwie den ganzen Tag lang. Diese Unverschämtheit des Wetters wurde den lieben Japanern bestimmt am Abend vorher in den Nachrichten ausführlich mitgeteilt, so dass sie sich am nächsten Tag auch ja auf diese prekäre Situation vorbereiten und einstellen konnten.

Nun habe ich ja bereits von der engen Verbundenheit der Japaner mit ihren Schirmen berichtet, gestern sind sie aber dann zum Level 2 der Regenabwehrmaßnahmen übergegangen. Was passiert ist? Nun, für die paar Meter, die sie täglich überirdisch und somit der Laune des Wetters ausgesetzt zurücklegen müssen, haben sie mehr oder weniger passend zu ihren Armani-Anzügen und Gucci-Kostümen Gummistiefel getragen. Richtig gehört, GUMMISTIEFEL. Und zwar ganz handelsübliche, mir kam es so vor, als wollten die in der Mittagspause mal eben zu ihrem Reisfeld,um die Saat zu prüfen. Aber nein, sie wollen einfach nur nicht nass werden. Eins sei angemerkt, auch in Tokio sind die Straßen geteert und die Gehwege gepflastert.

Von meiner Freundin habe ich dann erfahren, dass Gummistiefel derzeit auch ohne Regen ganz im Trend liegen bei den Japanern. Na ja, jedem das seine.

Jetzt bin ich aber dann doch noch mal gespannt, was die Jungs und Mädels machen, wenn die Taifun-Saison losgeht und es endlich mal zu richtigen Regenfällen kommt. Wahrscheinlich stülpen sie sich dann einen Raumanzug über oder so.

23. Mai 2007

Frosch

In meiner Firma finden ab und zu sehr seltsam anmutende Emails ihren Weg in mein Postfach. Glücklicherweise muss ich mich im Normalfall nicht weiter damit aufhalten, weil ich ja eh nix verstehe ;-) Aber diese hier zeigt mal wieder das wahre Wesen der Japaner:



Nicht nur, dass dieses kindische Ding überhaupt bei uns aufgestellt wird - schließlich ist es doch das größte Architekturbüro der Welt, da kann man doch etwas mehr Geschmack erwarten. Nein, besonders kritisch ist die Erläuterung seitens unserer Sekretärin zu sehen, die nochmal für alle Minderbemittelten erklärt, wo denn die 100 Yen einzuwerfen sind - als ob es nicht ausreichen würde, dass genau dies schon in der großen roten Sprechblase Erwähnung findet.

So geht das hier aber mit allem, ohne Beschreibung geht nix, auch für die einfachsten Dinge. Habe ja schon einige Male ein paar Anleitungen gepostet - hier also ein weiterer Beleg für die mangelnde Auffassungsgabe der Japaner...

17. Mai 2007

Kabuki

Am Montag habe ich mir die volle Dröhnung japanischer Kultur gegeben und bin mit meiner Tandempartnerin (Hallo Ayako ;-)) zum Kabuki gegangen.

Kabuki ist das traditionelle japanische Theater aus der Edo-Zeit. Die Vorstellungen dauern den ganzen Tag an, man kann also zum Beispiel ein Ticket für den Zeitraum von 11 Uhr morgens bis 21 Uhr abends erstehen. Die Akte und Geschichten sind allerdings schön in kleine Abschnitte eingeteilt, was den Japanern erlaubt, sich zwischendurch ihrer liebsten Beschäftigung, dem Essen, zu widmen.

Im Kabuki-Theater in Ginza kann man allerdings auch relativ bezahlbare Tickets für einen Akt kaufen. Dies haben wir dann auch gemacht.

Kabukitheater in Ginza, Quelle Wikipedia

Zum Glück gibt es eine englischsprachige Übersetzung, die nicht nur den Inhalt des Stückes, sondern auch geschichtliche und begleitende Informationen vermittelt.

Die Geschichte, die wir gesehen haben in Kurzform: Die Gruppe der Feuerwehr und die Gruppe der Sumoringer bekommen sich in einer Kneipe in die Haare. Sie bereiten dann einen großen Showdown mit massig Action vor, doch kurz bevor es zu einer Entscheidung in den Kampfhandlungen kommt, taucht jemand mit Symbolen beider Gruppen auf. Dies stellt den Frieden zwischen beiden Gruppen wieder her.

Die Langform: Hmm, eigentlich ist alles gesagt, viel mehr ist in den knapp zwei Stunden nicht passiert (also genau wie in den meisten japanischen Filmen, deren Kunstform das "Nichtssagen" zu sein scheint, oder den japanischen Nachrichten im Fernsehn, die sich nur mit lokalen Belanglosigkeiten beschäftigen.).

Natürlich gibt es auch historisch-geprägte Kabuki-Aufführungen mit tieferen Aussagen und Zusammenhängen...


Zwischendurch wird es ganz lustig, nämlich dann, wenn die Zuschauer die Namen der Schausteller lauthals in Richtung Bühne brüllen. Als wären sie völlig in das Spiel und die Geschichte vertieft. Ist wohl eine Art Tradition, die hier aufrecht erhalten wird.

Letztendlich war der Besuch sicherlich ganz interessant, aber ähnlich der Erfahrung, die ich schon beim Ballett gemacht habe - einmal und nie wieder ;-)

16. Mai 2007

Gut arbeiten: Unsinn Überstunde

Gut arbeiten: Unsinn Überstunde
Extralang am Abend, Sonderschichten am Wochenende, Einsatz von zu Hause: Wer so arbeitet, arbeitet sich kaputt. Den Schaden hat der Arbeitgeber.

Den vollständigen Artikel können Sie sich unter dieser Adresse anschauen:
http://www.sueddeutsche.de/jobkarriere/artikel/339/113226/

Hmm, wie soll ich das nur den Japanern beibringen, die glauben mir doch kein Wort!

11. Mai 2007

Essen, Essen, Essen

Die Goldene Woche Anfang Mai, in der die lieben Angestellten in Japan mindestens fünf Tage am Stück nicht in ihren Büros Unterschlupf finden konnten, haben viele genutzt, um zu verreisen. Denn mit zwei weiteren Urlaubstagen (Montag und Dienstag) konnte man die freie Zeit sogar auf 9 Tage ausweiten. Einige Firmen machen in dieser Zeit gleich ganz zu, wie die meiner Freundin…

Reisen findet in Japan aus etwas anderen Motiven statt. Hauptsächlich geht es dabei um die gepflegte Nahrungsaufnahme. So beschäftigen sich einschlägige Reiseführer ausgiebig mit den lokalen (und somit einzigartigen…) Speisen. Ich würde behaupten, dass ein japanischer Reiseführer zu 60%-70% aus Beschreibungen von Restaurants und Speisen besteht. Dies ist ausnahmsweise mal KEINE Übertreibung, sondern entspricht den Tatsachen! Der Rest sind dann die sonst im Zentrum stehenden Themen “Point-of-Interests” sowie Informationen zum Transport, der lokalen Kultur, Karten etc..

Auf jeden Fall ist es in den Reiseführern üblich, alle Speisen mit umfangreichen Bildmaterial darzustellen. Hier wird wirklich alles und jedes gezeigt, selbst ein Bild eines stinknormalen Softeises fehlt in keinem Travelguide. Und daneben wird in etwa gleicher Ausführlichkeit ein kulturell-wichtiges Bauwerk beschrieben.

Aber dass sich beim Thema Reisen tatsächlich alles NUR ums Essen dreht, ist mir diese Woche klar geworden. In Japan ist es nämlich üblich, von Reisen kleine Geschenke mitzubringen –für Freunde und Verwandte, hauptsächlich aber für die lieben Kollegen in der Firma. Nach der Goldenen Woche kommt es in der Firma also zu intensiven Austauschprozessen. Wichtig dabei, der lokale Kontext der Geschenke, zumeist ein in massig Plastik eingeschweißter Snack oder Süßigkeit, Hauptsache der Reiseort ist namentlich auf der Verpackung erwähnt.

Kleinste Unterschiede in der Zubereitung werden hier als lokale Spezialitäten verehrt. Werden zum Beispiel von Region zu Region unterschiedliche Zutaten in die Nudelsuppe gegeben (also zum Beispiel Zwiebeln anstelle von Lauch), ist dies in Japan eine Einzigartigkeit ohne Gleichen und wird mit der gleichen Intensität erlebt wie der Besuch einer vielleicht 500 Jahre alten Burgruine.

Wenn man bei der Übergabe der Mitbringsel (“O-Miyage”) die Chance nutzt, mit dem entsprechenden Mitarbeiter einen kleinen Plausch über die gemachten Reiseerlebnisse zu führen (also die Standardfrage stellt: “Wie war die Reise?”), bekommt man mit 90%-iger Sicherheit zu allererst Ausführungen zu den verspeisten, lokalen Köstlichkeiten zu hören, mehr aber auch nicht!

Ähnliches erlebe ich auch immer wieder, wenn ich neue Japaner kennen lerne und diese dann ganz ungezwungen mit meiner Deutschen Herkunft (NEIN – ich bin kein Amerikaner..) konfrontiere. Nach kurzer Zeit wird dann gefragt und überlegt, ob und welche Leckereien denn aus Deutschland kommen. Hier wird jedoch weiterhin die Meinung vertreten, dass Deutsche sich ausschließlich von Sausages ernähren. Diese gibt es hier überall im Supermarkt zu kaufen, wobei das einzig Deutsche daran die kleine Flagge auf der Verpackung ist – alles andere ist leider…..

Na ja, es gibt wohl kein anderes Volk auf diesem Planeten, welches sich derart intensiv über die Nahrungsaufnahme identifiziert. Verstehen kann ich dies nicht, aber jedem das seine, also guten Appetit liebe Japaner.

p.s. Bei den langen Arbeitszeiten und einem Leben ohne Urlaub läuft es wohl darauf hinaus, dass der Nahrungsaufnahme die grösste Bedeutung zukommt – und schließlich zum zentralen Hobby wird. Für anderes hat man hier ja keine Zeit.

Capsule Tower


"Nakagin Capsule Tower to be Demolished
Kisho Kurokawa's iconic Nakagin Capsule Tower is scheduled to be demolished and replaced by a new 14-story tower. The Metabolist capsule building consists of 140 units attached to a central core, articulating the ideology behind the Metabolist movement of the 1960s and 1970s, which envisioned cities formed of modular components."

Hallo?! Geht's noch? In Deutschland werden ganze Schlösser rekonstruiert, und was macht Japan; die reißen auch noch das letzte Stückchen gebaute Geschichte ab - um ein paar Yen mehr zu verdienen. Ohne Worte. Dieses Bauwerk ist eine der wenigen damals realisierten Ideen des Metabolismus, das kann man doch nicht so einfach einstampfen!

Im Internet gibt es schon einen kleinen Aufschrei der Verzweiflung, nur die Japaner verstehen es nicht. Kein Wunder, dass die Städte hier alle gleich aussehen, keine Spur von Historie und/oder Klasse.

Ein Kommentar hat mir sehr gut gefallen. Jemand regte an, ob nicht irgendein Chinese das Ding kaufen, zerlegen und in Shanghai wieder aufbauen wolle. China - Retter der Japanischen Geschichte, das wäre mal ein Coup!

Bilder und Links zur Tragödie:
http://www.inhabitat.com/2007/05/04/modern-prefab-nakagin-capsule-towers/
http://archrecord.construction.com/news/daily/archives/070430kurokawa.asp
http://www.treehugger.com/files/2007/05/icon_of_modern.php
http://www.arcspace.com/architects/kurokawa/nakagin/nakagin.html

9. Mai 2007

8. Mai 2007

Wakura Onsen und Nanao

Nach einer günstigen Übernachtung in der Hotelkette Apa-Hotel (Doppelzimmer umgerechnet 30 Euro) ging es für uns weiter Richtung Nanao und Wakura Onsen (link).

Die Region selbst wurde in der nahen Vergangenheit von einem ziemlich starken Erdbeben heimgesucht, so dass es in den vergangenen Wochen zu erheblichen Rückgängen in Sachen Besucher und Tourismus gekommen ist. Mit einer umfangreichen Werbekampagne versucht man allerdings die Japaner davon zu überzeugen, dass alles in Ordnung sei – was es eigentlich ja auch ist.

Nun gut, kurz vor der Ankunft wurde im Zug bereits eine Durchsage gemacht, dass sich die Besucher am Bahnhof auf einen lächelnden Empfang freuen können. Da diese Meldung dann noch mehrmals wiederholt wurde, war ich voller Vorfreude auf nette, lächelnde Junge Damen, die mich in Empfang nehmen würden. Meine Kamera schussbereit, durchschreite ich also das Bahnhofstor und sehe mich, nicht wie erwartet einem jungen, lächelnden Begrüßungskommando gegenüber, sondern vielmehr einer Ansammlung älterer Damen im Kimono. Gelächelt haben sie aber.

Wakura Onsen zählt zu den ältesten Badeorten in Japan. Die vielen Hotels im japanischen Stil (ryokan) sind unmittelbar an die Küste gebaut. So ist es möglich, ein warmes Bad zu nehmen und gleichzeitig den Blick aufs Meer zu genießen.

Die Gebäude an sich sind eher unschön, die werden wohl durch das Salzwasser sehr beansprucht und sehen von außen dementsprechend aus. Und dann schließt sich ein Anbau an den nächsten, so dass man innerhalb endlos unterwegs ist und sich nicht wirklich orientieren kann.
Wakura Onsen

Die Übernachtung in einem Ryokan beinhaltet immer ein ausgiebiges Abendessen. Wenn ich mich recht erinnere, waren es bei uns gut 12 Gänge! Nach dem 3. Gang hatte ich eigentlich schon keinen Hunger mehr, und das, obwohl ich eh nicht alles gegessen habe, was mir da von der Servicelady aufgetischt wurde.

Im Ryokan läuft man gewöhnlich in sehr unbequemen Slippern herum, ist halt Tradition in Japan. Geschlafen wird auf dem Boden, ganz klassisch auf ausgerollten Futonbetten.

Obwohl das von uns besuchte Ryokan (link) zu den besseren Etablissements gehört, hat man es nur mit Mühe geschafft, mir zum Frühstück zwei Scheiben Brot und etwas Marmelade zu servieren – das japanische Frühstück sieht nämlich nicht viel anders aus als das Abendessen, also mit Reis, rohem Fisch usw. Daran kann ich mich einfach nicht gewöhnen…Zum Glück gab es in der Lobby Kaffee, so dass sich das Frühstück doch langsam vervollständigt hat.

Nach einem Ausflug in den nächsten Ort Nanao und den Besuch des Straßenfestes haben wir gegen 3 Uhr nachmittags die 5-stündige Rückreise angetreten.

Zum Straßenfest – es war hier “Tag des Kindes”, demnach wurden überall Feste ausgerichtet. Die Art und Weise, wie dies in Nanao organisiert wurde – naja. Irgendwie schlecht. Zum einen schafften sie es nicht, die Strasse für die Fußgänger zu schließen, also drängten sich alle auf den sowieso nicht sehr breiten Gehwegen.
Weiterhin kam man nicht auf die Idee, den schönen Kanal mit in das Fest einzubeziehen – andere Städte würden für das Vorhandensein eines solchen Elementes wohl ihren Bürgermeister verkaufen.

Nanao

Ok, genug “urban criticism” – aber bei solchen Dingen kann ich einfach meinen Mund nicht halten.

7. Mai 2007

Kanazawa

Mi/Do/Fr vergangener Woche haben wir uns in die Präfektur Ishikawa begeben. (Karte)

Mit dem Zug hat es knapp vier Stunden gedauert, bis wir endlich in Kanazawa angekommen sind. Unterwegs wird schnell klar, dass diese Region erheblich zur Reisversorgung in Japan beiträgt - Reisfelder so weit das Auge reicht.

Kanazawa (mehr Infos)hat knapp 450.000 Einwohner und ist im 2. Weltkrieg weitgehend verschont geblieben. Daher findet man hier auch noch einige typische historische Bereiche in der Stadt. Zum einen sind dies die ehemaligen Samurai-Nachbarschaften, die heute zumindest noch in der Form der Erschließung (Straßenverlauf) und der Haustypen vorhanden sind (Die Häuser selbst sind natürlich 'historisierende Nachbauten', schließlich wird hier seit je her mit Holz gebaut, somit irgendwann einem Feuer zum Opfer gefallen...).

Kanazawa - City


Stadtbild-prägend in diesen Stadtbereichen sind vor allem die vielen kleinen Kanäle, die sich entlang der mäandrierenden Straßen schlängeln und die vielen kleinen Brücken zu den Hauseingängen.

Im Teehaus-Viertel gibt es dann auch noch diverse Restaurants, die an das ehemalige Geisha-Viertel erinnern. Auch heute wird man hier nur auf persönliche Einladung als Gast akzeptiert.

Kanazawa Samurai District


Kenrakuen zählt zu den “3 perfekten Gärten” (link) in Japan. Ursprünglich ausserhalb der Befestigungsanlage gelegen, liegt es heute mitten in der Stadt, die sich radial um die ehemalige Burg entwickelt hat. Der Park ist wunderschön mit sehr vielen Wasserläufen, Wasserfällen und natürlichen Springbrunnen . Und an einem so schönen Frühlingstag mit Sonnenschein ohne Ende hat der Besuch gleich doppelt so viel Spaß gemacht.

Gegenüber dem Park befinden sich die Überreste der ehemaligen Befestigungsanlage. Zum Teil hat man die ursprünglichen Gebäude wieder aufgebaut, lediglich das Tor und das ehemalige Munitionslager (ein wunderschöner Holzbau) sind noch Originale.

Kanazawa - Kenrokuen Garden and Castle


Ansonsten besticht Kanazawa durch den breiten Flusslauf und durch ein relativ dörfliches Flair. Wenn man durch die kleinen engen Gassen abseits des Zentrums spaziert, findet man noch Bereiche mit kleinen Geschäften und Läden (was in einem Land der Shopping-Mall-Fanatiker eine echte Besonderheit darstellt…). Und im Stadtzentrum steht mit dem Museum für moderne Literatur, welches im alten Backsteinbau einer ehemaligen Schule untergebracht ist, eines der schönsten Gebäude, was ich bislang in Japan zu Gesicht bekommen habe. Nebenan steht das nicht minder interessante, verlassene ehemalige städtische Verwaltungsgebäude. Ich bin mal gespannt, ob sie es schaffen, dies irgendwie umzunutzen oder ob sie es sich einfach machen und es abreißen…

Der futuristisch anmutende Bahnhof mit seinem imposanten Glasvorbau liegt etwa zwei Kilometer vom Zentrum entfernt, bietet aber einen tollen Empfang für Besucher.

Das 21. Jahrhundert Art-Space in Sichtweite des Parks ist ebenfalls futuristisch geprägt, auch wenn hier der öffentliche Nahverkehr etwas unterschätzt und in der Dimensionierung zu klein geraten scheint...



Nicht zuletzt scheint der historische Flair, der über der Stadt liegt, ausschlaggebend für die diversen Partnerschaften mit ausländischen Universitäten. Zumindest trifft man hier doch schon etwas öfter auf ein westliches Gesicht als sonstwo in Japan.

Negativ ist lediglich der Bau eines riesigen Elevated Highways mitten durch die Stadt. Da zeigt sich mal wieder, dass die Japaner stadtentwicklungstechnisch in den frühen 1960er Jahren steckengeblieben sind. Oder wo in aller Welt werden heute noch solche stadtbildfeindlichen Monster gebaut?

1. Mai 2007

Geschmack

Nach drei Monaten im Büro und somit drei Monaten Anschauungsmaterial in Sachen japanischem Büroalltag, fallen mir insbesondere zwei Dinge auf. Erstens, die Japaner sind gefangen in ihren ach so speziellen und einzigartig-verschriebenen business manners, und zweitens, sie sind völlig geschmacksfrei.

Auch wenn ich meine Firma eher als progressives Beispiel in der japanischen Business-Szene ansehen würde, gibt es auch hier etliche Japan-eigene Regelungen in Sachen Business Manners. Beispiel Telefonat. Im Großraumbüro kommt man nicht umhin, ungewollt das eine oder andere Gespräch belauschen zu müssen/zu dürfen. Es fängt immer mit dem gleichen Paket aus Höflichkeiten und Begrüßung an; und natürlich Entschuldigungen dafür, dass man überhaupt anruft. Dann, nach einiger Zeit, geht es wohl um den eigentlichen Grund des Anrufs, gefolgt von einer der Begrüßung in nichts nachstehenden Verabschiedung. Würde man den ganzen formellen Kram weglassen, das eigentliche Telefonat würde wohl auf 30% der Zeit zusammenschrumpfen. Kein Wunder, dass die Japaner bis spät in die Nacht arbeiten müssen.

Im Büro wird natürlich Pinguin-Tracht getragen, ohne Krawatte geht hier gar nix. Verwunderlich ist, dass es im Büro lediglich bei der Fußbekleidung eine Lockerung zu geben scheint. Auf jeden Fall laufen hier alle Angestellten in den hässlichsten und billigsten Adiletten rum, die die Welt je gesehen hat! Was schon bei den Herren der Schöpfung in ihren maßgeschneiderten Anzügen lustig aussieht, erreicht seinen Höhepunkt bei den jungen Damen, deren Kombi aus Designerkostüm und Slipper zum Schreien komisch ist. Und geschmacklich an der Grenze des Erlaubten. Die Krönung des Ganzen wird durch den Blick auf die Sockenwahl erreicht, hier wird jede (Un-)Farbe mit jeder Farbe kombiniert - als ob wirklich alle farbenblind wären.

Weg zur Arbeit

Diese kuriose Szene hier kann man jeden morgen überall in Tokio beobachten:


Aufgenommen: Freitag, 13. April 2007, 07:28:54


Nur zur Information, die Laufen nicht etwa vor King Kong davon, und trainieren auch nicht für den nächsten Marathon (obwohl, wer weiß das schon...) - die gehen einfach nur zur Arbeit...