1. Mai 2007

Geschmack

Nach drei Monaten im Büro und somit drei Monaten Anschauungsmaterial in Sachen japanischem Büroalltag, fallen mir insbesondere zwei Dinge auf. Erstens, die Japaner sind gefangen in ihren ach so speziellen und einzigartig-verschriebenen business manners, und zweitens, sie sind völlig geschmacksfrei.

Auch wenn ich meine Firma eher als progressives Beispiel in der japanischen Business-Szene ansehen würde, gibt es auch hier etliche Japan-eigene Regelungen in Sachen Business Manners. Beispiel Telefonat. Im Großraumbüro kommt man nicht umhin, ungewollt das eine oder andere Gespräch belauschen zu müssen/zu dürfen. Es fängt immer mit dem gleichen Paket aus Höflichkeiten und Begrüßung an; und natürlich Entschuldigungen dafür, dass man überhaupt anruft. Dann, nach einiger Zeit, geht es wohl um den eigentlichen Grund des Anrufs, gefolgt von einer der Begrüßung in nichts nachstehenden Verabschiedung. Würde man den ganzen formellen Kram weglassen, das eigentliche Telefonat würde wohl auf 30% der Zeit zusammenschrumpfen. Kein Wunder, dass die Japaner bis spät in die Nacht arbeiten müssen.

Im Büro wird natürlich Pinguin-Tracht getragen, ohne Krawatte geht hier gar nix. Verwunderlich ist, dass es im Büro lediglich bei der Fußbekleidung eine Lockerung zu geben scheint. Auf jeden Fall laufen hier alle Angestellten in den hässlichsten und billigsten Adiletten rum, die die Welt je gesehen hat! Was schon bei den Herren der Schöpfung in ihren maßgeschneiderten Anzügen lustig aussieht, erreicht seinen Höhepunkt bei den jungen Damen, deren Kombi aus Designerkostüm und Slipper zum Schreien komisch ist. Und geschmacklich an der Grenze des Erlaubten. Die Krönung des Ganzen wird durch den Blick auf die Sockenwahl erreicht, hier wird jede (Un-)Farbe mit jeder Farbe kombiniert - als ob wirklich alle farbenblind wären.

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