Mit dem Zug hat es knapp vier Stunden gedauert, bis wir endlich in Kanazawa angekommen sind. Unterwegs wird schnell klar, dass diese Region erheblich zur Reisversorgung in Japan beiträgt - Reisfelder so weit das Auge reicht.
Kanazawa (mehr Infos)hat knapp 450.000 Einwohner und ist im 2. Weltkrieg weitgehend verschont geblieben. Daher findet man hier auch noch einige typische historische Bereiche in der Stadt. Zum einen sind dies die ehemaligen Samurai-Nachbarschaften, die heute zumindest noch in der Form der Erschließung (Straßenverlauf) und der Haustypen vorhanden sind (Die Häuser selbst sind natürlich 'historisierende Nachbauten', schließlich wird hier seit je her mit Holz gebaut, somit irgendwann einem Feuer zum Opfer gefallen...).
Kanazawa - City |
Stadtbild-prägend in diesen Stadtbereichen sind vor allem die vielen kleinen Kanäle, die sich entlang der mäandrierenden Straßen schlängeln und die vielen kleinen Brücken zu den Hauseingängen.
Im Teehaus-Viertel gibt es dann auch noch diverse Restaurants, die an das ehemalige Geisha-Viertel erinnern. Auch heute wird man hier nur auf persönliche Einladung als Gast akzeptiert.
Kanazawa Samurai District |
Kenrakuen zählt zu den “3 perfekten Gärten” (link) in Japan. Ursprünglich ausserhalb der Befestigungsanlage gelegen, liegt es heute mitten in der Stadt, die sich radial um die ehemalige Burg entwickelt hat. Der Park ist wunderschön mit sehr vielen Wasserläufen, Wasserfällen und natürlichen Springbrunnen . Und an einem so schönen Frühlingstag mit Sonnenschein ohne Ende hat der Besuch gleich doppelt so viel Spaß gemacht.
Gegenüber dem Park befinden sich die Überreste der ehemaligen Befestigungsanlage. Zum Teil hat man die ursprünglichen Gebäude wieder aufgebaut, lediglich das Tor und das ehemalige Munitionslager (ein wunderschöner Holzbau) sind noch Originale.
Kanazawa - Kenrokuen Garden and Castle |
Ansonsten besticht Kanazawa durch den breiten Flusslauf und durch ein relativ dörfliches Flair. Wenn man durch die kleinen engen Gassen abseits des Zentrums spaziert, findet man noch Bereiche mit kleinen Geschäften und Läden (was in einem Land der Shopping-Mall-Fanatiker eine echte Besonderheit darstellt…). Und im Stadtzentrum steht mit dem Museum für moderne Literatur, welches im alten Backsteinbau einer ehemaligen Schule untergebracht ist, eines der schönsten Gebäude, was ich bislang in Japan zu Gesicht bekommen habe. Nebenan steht das nicht minder interessante, verlassene ehemalige städtische Verwaltungsgebäude. Ich bin mal gespannt, ob sie es schaffen, dies irgendwie umzunutzen oder ob sie es sich einfach machen und es abreißen…
Der futuristisch anmutende Bahnhof mit seinem imposanten Glasvorbau liegt etwa zwei Kilometer vom Zentrum entfernt, bietet aber einen tollen Empfang für Besucher.
Das 21. Jahrhundert Art-Space in Sichtweite des Parks ist ebenfalls futuristisch geprägt, auch wenn hier der öffentliche Nahverkehr etwas unterschätzt und in der Dimensionierung zu klein geraten scheint...
Nicht zuletzt scheint der historische Flair, der über der Stadt liegt, ausschlaggebend für die diversen Partnerschaften mit ausländischen Universitäten. Zumindest trifft man hier doch schon etwas öfter auf ein westliches Gesicht als sonstwo in Japan.
Negativ ist lediglich der Bau eines riesigen Elevated Highways mitten durch die Stadt. Da zeigt sich mal wieder, dass die Japaner stadtentwicklungstechnisch in den frühen 1960er Jahren steckengeblieben sind. Oder wo in aller Welt werden heute noch solche stadtbildfeindlichen Monster gebaut?
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