26. August 2007

Im Museum

Heute haben wir eine neue Variante ausprobiert, um der Sommerhitze in Tokio zu entkommen.

Im National Museum of Nature and Science im Stadtteil Ueno gibt es derzeit eine Ausstellung mit dem Thema "Maya, Inka, Azteken" zu sehen.



Das ist natürlich genau mein Thema, also haben wir uns schon im Vorverkauf die Tickets gesichert und sind morgens Richtung Museum aufgebrochen.

Im Museum war es ziemlich kühl, meine Freundin hat sogar richtig gefroren...

Die Ausstellung war streng nach den drei Hochkulturen gegliedert, zu sehen gab es allerlei alten Schmuck und Porzellan. Die Ausstellungstücke müssen in Japan natürlich speziell gesichert werden, für den Fall eines stärkeren Erdbebens. Darum waren alle kleineren Ausstellungsstücke mit durchsichtigen Fäden extra gesichert.

Einen englisch-sprachigen Audioguide gab es leider nicht, dafür waren fast alle Informationstafeln in japanisch und englischer Sprache verfasst.

Die einzelnen Abschnitte haben leider nur einen sehr groben Überblick über die Kulturen gegeben, ins Details ging es so gut wie nie, nur die Mumifizierungstechniken wurden näher erläutert. So konnte ich leider kein wirkliches Konzept feststellen, da bin ich aus Deutschland doch Weitergehenderes gewohnt.

Nun ist ein Museumsbesuch in Japan schon etwas anders als in Deutschland. Zu aller erst darf man wirklich alles mit in die Ausstellung nehmen, man muss weder Jacken noch Taschen abgeben. Was sich als Nachteil herausstellen sollte, da die lieben Japaner im Museum ihre guten Manieren mal wieder völlig vergessen. Hier wird gedrängelt, als wäre man in der U-Bahn (die lieben Rentner sind am penetrantesten). Und man bekommt so ständig eine Tasche in die Rippen gepresst - und ich dachte, die Chinesen sind in dieser Hinsicht anstrengend...

Wirklich jeder hat die Nase direkt an der Glasvitrine, so dass niemand sonst einen Blick auf das Ausstellungsstück erhaschen kann. Auch haben sie keine Scheu, sich direkt vor die Informationstafeln zu stellen, so dass auch hier niemand etwas lesen kann.

Überhaupt, der japanische Text war auf den Tafeln im oberen Teil abgebildet, der englische im Unteren. Hätten sie es umgekehrt gemacht, hätten sowohl die eher kleiner gewachsenen Japaner und die englisch-sprachige Besucher-Fraktion gleichzeitig lesen können - aber nein, die Japaner verdeckten immer den englischen Text.

Es scheinen in Japan wohl keine allgemeingültigen Regeln für das Benehmen im Museum zu geben. Aus diesem Grund wimmelt es auch von Aufsehern, die ständig versuchen, durch lautstarke Ansagen die Besucherströme in die richtige Richtung zu lenken. (Ich würde fast behaupten, dass in Deutschland eine Kindergartengruppe mit weniger Ansagen geordnet durchs Museum kommen würde.)

Und dann gab es da noch den 2. Teil der Ausstellung, ein riesen Souvenirladen, wo es wirklich jeden noch so erdenklichen Krimskrams mit Ausstellungsbezug käuflich zu erwerben gab. Dies gefällt den Japanern natürlich wieder und ist wohl mindestens so wichtig wie die eigentliche Ausstellung.

Nach der Ausstellung ist mir ein Gedanke im Kopf herum gegangen - aus heutiger Sicht sehen die Menschenopfer früherer Hochkulturen sehr bestialisch aus. In Hoffnung auf eine bessere Ernte oder einen friedlichen Vulkan wurden Menschen geopfert. Heutzutage werden Menschenopfer in Form von Entlassungen durchgeführt, sodass die Ernte der Aktionäre besser ausfällt. - Haben wir eigentlich gar nicht hinzugelernt?!

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