29. Oktober 2007

Fingerprints, please #2

"The introduction of this system is a violation of basic human rights, especially the right to privacy," said Makoto Teranaka, secretary-general of the human rights group Amnesty International Japan. He said it unfairly targets foreigners since Japanese could also be terrorists"


Ach was.....Activists blast Japan's plan to fingerprint foreign visitors

28. Oktober 2007

Puchi Puchi

Die Erfinderfirma des legendären Tamagochi hat nach jahrelanger Forschung eine Weiterentwicklung des digitalen Spielzeugs auf den Markt gebracht: Puchi Puchi!



Dieser Schlüsselanhänger ist nicht mehr als eine flache Plastikscheibe mit 8 Knöpfen, die sich anfühlen wie Luftblasen. Sinn und Zweck (?) ist es nun, 100 Mal auf die Knöpfe zu drücken, um einen Überraschungs-Sound aus dem Ding rauszuholen, ein Hundebellen, oder eine Klingel, oder eine "Sexy Voice".

Reflektiert sich in diesem Gadget die japanische Kultur des 21. Jahrhunderts? Es gibt wohl kaum eine sinnlosere Möglichkeit, um Zeit zu verplempern - "Zeit" - die Japaner behaupten ja notorisch, dass sie hiervon immer viel zu wenig haben...was bei solchen Beschäftigungen nachvollziehbar wird.

Bilder von dem Ding:
http://www.asovision.com/putiputi/about.html

Und eine ziemlich aggressive Video-Illustration (Vorsicht!):
http://www.asovision.com/putiputi/movie.html

27. Oktober 2007

Fingerprints, please

Japan scheint eine neue Möglichkeit gefunden zu haben, seine ausländischen Mitbürger und Besucher zu schikanieren. Ganz nach amerikanischem Vorbild wird man als Nicht-Japaner ab November am Flughafen dazu genötigt, seine Fingerabdrücke elektronisch abnehmen und speichern zu lassen; des weiteren wird ein Bild von allen ankommenden Terroristen ähm Touristen gemacht.

Das kuriose an dieser Geschichte ist - vor einigen Jahren gab es dieses Prozedere in Japan schon einmal, es wurde dann aber abgeschafft, weil sie herausgefunden haben, dass es nicht wirklich produktiv und hilfreich ist.

Jetzt kommt es zurück. Jeder wird am Flughafen zuerst einmal als übler Terrorist verdächtigt. Na ja, alle Nicht-Japaner auf jeden Fall. Wenn dies mal keine Diskriminierung der obersten Kategorie ist - den lieben guten Japanern wird dies nämlich nicht abverlangt, die stehen unter dem Schutz der Privatsphäre, ein Grundrecht, welches in Japan allerdings nicht für Ausländer gültig zu sein scheint - ohne Worte! Schließlich zahle ich hier die selben Steuern wie alle anderen, also müsste ich doch auch die gleichen Rechte besitzen, oder? In welchem Jahr leben wir nochmal? In Deutschland ist das irgendwie gerechter verteilt, hier müssen alle ihre Rechte abtreten...

Es ist somit egal, wie lange man schon in Japan lebt, man muss jedes Mal bei der Einreise durch dieses Prozedere gehen, völlig überzogen und sinnlos.

In Amerika hat sich doch gezeigt, dass dieses Vorgehen nur zu enormen Einnahmerückgängen in Sachen Tourismus führt und nicht wirklich zur Sicherheit beiträgt. Aber ein Land, in dem bisher alle terroristischen Anschläge von Nicht-Ausländern verübt wurden und die bisherige Anti-Terror-Strategie das Nichtaufstellen öffentlicher Mülleimer ist......ich weiß ja nicht.

Viele werden sich jetzt über die noch längeren Schlangen vor den Immigrationsschaltern am Flughafen ärgern, ich befürchte jedoch schlimmeres:

Die prähistorische Verwaltung! - Haben die nicht erst vor einiger Zeit zig-Millionen Renteneinzahlungsnachweise verschlammt - da mache ich mir schon meine Sorgen, was mit den sensiblen Daten passiet - da geht doch mehr Gefahr durch das Sammeln und Speichern dieser Informationen aus.....

Das Beste ist mal wieder das ernst gemeinte - aber ziemlich primitive Informationsvideo (hier zu sehen) der Immigrationsbehörde: "Es kommen immer mehr Touristen nach Japan....(somit) wird es notwendig, die Sicherheit der Japaner zu gewährleisten..." (Hallo Kurain-San, die Performance erinnert stark an die Videos aus dem Japanisch-Unterricht, oder?)

Am Ende sieht dies doch mehr nach einer verdeckten Ermittlungspraktik Japans aus, um Immigratationsüberschreitungen seiner Lieblingsausländer aus China aufzudecken und zu verfolgen.

Und wer schützt uns Ausländer in Japan vor den japanischen Behörden, wer mich vor den Japanern? Hilfe, Amnesty International, Genfer Konventionen, Greenpeace, Angie, irgendwer.....

Link zum Artikel

23. Oktober 2007

Metro

Heute morgen ist nach nur fünf Stationen meine U-Bahn einfach stehengeblieben. Irgendwie gab es auf einmal keinen Strom mehr. Die Ansage habe ich mal wieder nicht verstanden, weil diese in quäkendem japanisch über die veralteten Lautsprecher kam. Ich bin zuerst einmal sitzengeblieben, schließlich hatte ich ein ähnliches Erlebnis schon einmal gehabt und damals ging es nach wenigen Minuten weiter.

Heute dauerte es allerdings etwas länger, das Stationspersonal hat von außen schon mal die Fenster geöffnet, was auch bald notwendig war, da eine vollgepackte U-Bahn ohne Klimaanlage einfach sehr lebensfeindlich wird.

Der erste Schwung übereifriger Businessmen ist dann aus der U-Bahn marschiert, ohne sich zu beschweren oder lautstark auf den öffentlichen Nahverkehr zu schimpfen. Ich erinnere mich, dass eine 5-Minuten-Verspätungs-Durchsage am Bahnhof ausreicht, um Rentnerinnen, Hausfrauen und sonstige Zeit-im-Überfluss habenden Menschen in kleine persönliche Krisen zu werfen, die sich in lautstarken und meist sarkastischen Beschwerdeäußerungen gegenüber dem Transportunternehmen äußern.

Die Japaner gehen mit dieser Situation völlig gelassen um, auch wenn sie es kaum erwarten können, endlich zur Arbeit zu kommen.

Nach ein paar Minuten ging es immer noch nicht weiter, und um mich herum saßen nur noch Schüler und "Nicht-Arbeits-Bevölkerung" (gut zu erkennen an nicht-business-Kleidung). Da habe dann auch ich verstanden, dass es wohl auf absehbare Zeit nicht weitergehen wird, und ich bin ausgestiegen, um eine andere U-Bahn Linie zu nehmen.

Mittlerweile schaffe ich es nämlich, dem U-Bahn-Menschen am Eingang auf japanisch zu erklären, warum mein Ticket nicht korrekt (digital) entwertet wurde, warum ich umgestiegen bin, und wohin ich gerne fahren würde. Dies wird nämlich notwendig, wenn man auf eine andere Route umsteigen muss. Auf jeden Fall, wenn man nicht extra dafür bezahlen will! Denn theoretisch müsste ich mich in eine elend-lange Schlange stellen, um ein spezielles "Verspätungszertifikat" zu bekommen - um bei der Firma fein-raus zu sein. Ist so etwas wie das Entschuldigungsschreiben früher in der Schule, nur für erwachsene japanische Büroangestellte.

Mit einer halben Stunde Verspätung bin ich heute morgen dann im Büro angekommen, verpasst habe ich nicht viel, aber bald habe ich herausgefunden, wer noch so alles mit meiner U-Bahn zur Arbeit fährt...


Addendum

Hier ist die Pressemeldung zur Aktion. Hätte ich eine Bahn später genommen, hätte ich durch den U-Bahn-Tunnel spazieren dürfen. Schade, Chance verpasst....

"A power failure suspended operations on the Toei Subway Oedo Line in Tokyo on Tuesday morning, stranding about 1,300 passengers inside trains and affecting some 93,000 people in total...a dozen passengers underwent medical treatment....a power failure occurred twice between Nakai and Toshimaen stations on the Oedo Line at around 7:55 a.m. on Tuesday and later at 8:08 a.m.....operations were resumed shortly before 11:00 a.m....A train bound for Tochomae Station was forced to stop about 200 meters before Shin-Egota Station, stranding passengers inside carriages. About 12 minutes later, railway staff started to guide passengers along the tracks toward Shin-Egota Station."


Dass Leute medizinisch behandelt werden mussten kann ich mir eigentlich nur damit erklären, dass einige Damen morgens mal wieder zu lange im Parfüm gebadet haben, und durch den Ausfall der Klimaanlage in der Bahn ungewohnt lange und intensiv ihren eigenen Düften ausgesetzt waren.

Ach ja, ich konnte trotz Stromausfall sehr angenehm bei der Notbeleuchtung weiterlesen, war also alles nicht so schlimm wie es der Artikel eventuell vermuten lässt. Aber die Zahlen sind schon enorm, 93.000 Fahrgäste in 3 Stunden. Das sind 31.000 Menschen pro Stunde, alle drei bis vier Minuten eine Bahn, also mindestens 15 Bahnen pro Stunde und Richtung....und das nur auf einer Linie....Tokio eben.

21. Oktober 2007

Hiking - Okumusashi

Endlich ist der Sommer vorbei - und es herrschen wieder menschliche Temperaturen in Tokio. So langsam fangen die Bäume an, ihr Farbenkleid zu wechseln. Und um die öffentlichen Parks für den Winter fit zu machen, wird von unserer Bezirksverwaltung ein "Tag des Grüns" veranstaltet. Hier dürfen Rentner und Pensionäre an den Hecken und Sträuchern rumschneiden - auch eine Art von Beschäftigungstherapie und eine noch günstigere Alternative als die Ein-Euro-Jobs in Deutschland.

Nun gut, was also tun bei solchen Aussichten?


Sonntag morgens früh raus, mit der Seibu-Ikebukuro-Bahn eine Stunde Richtung Westen ins Gebirge zum Wandern im Grünen, was sonst.

Dieses Mal haben wir uns den 12,4 km langen Okumusashi-Wanderweg ausgesucht. Los ging es am Bahnhof Higashi-Agano. Als wir durch die Straßen des kleinen Ortes schlenderten, sind uns schon verdächtig viele Spinnennetze aufgefallen, die dann auch nicht wirklich klein waren und bald ganze Häuser eingespannt hatten. So langsam hat sich meine blauäugige Vorfreude auf einen Tag im Grünen in pure Angst gewandelt - wer hat eigentlich SPINNEN erfunden? Brauchen wir die wirklich? Was für Indiana Jones die Schlangen, sind für mich definitiv diese fiesen Tiere.

Die ersten fünf Kilometer gestalteten sich dann wie eine Schocktherapie für Arachnophoben - links und rechts und über einem riesige Spinnennetze mit gefährlich ausschauenden, riesigen Spinnen.







Selbst Bilder von den bestimmt hochgiftigen Spinnen habe ich aus Angst nicht gemacht, die hätten mich ja ohne jegliche Vorwarnung anspringen können - das war mir das Risiko nicht wert....

Ich war kurz davor, eine sofortige Umkehr einzuleiten, aber schließlich habe ich mich doch dazu durchringen können, den Weg weiter in den Wald und über die Berghügel zu wagen.

Als wir den ersten Hügel erklommen hatten, gab es dort eine kleine Bergfarm zu bestaunen. Mitten im Nix auf einmal eine landwirtschaftlich genutzte Alm.



Nach einem weiteren kleinen Anstieg ging es den ersten Hügel wieder runter, bis wir nach gut 3,5 km den Kamakita-See erreicht hatten.



Der kleine Stausee, der in einem Bergtal liegt, umfasst eine Fläche von 3,8 ha, ist 30 Meter tief und wurde Mitte 1930 nach sechs-jähriger Bauzeit fertiggestellt. Gebaut wurde der Stausee in der großen Depression, einfach um Arbeitsplätze zu schaffen. Diese Strategie hat übrigens bis zum heutigen Tage überlebt, Japan gibt z.B. jährlich 9% seines Bruttosozialproduktes für (größtenteils völlig sinnlose und umweltzerstörerische) öffentliche Bauarbeiten aus - im Vergleich dazu geben die USA gerade mal 1% aus - beides Industriestaaten. Genau mit dieser Vorgehensweise hat es Japan geschafft, innerhalb weniger Jahrzehnte zu "the world's ugliest country" zu werden (according to Alex Kerr, author of Dogs and Demons, mehr hierzu in Kürze).

Auf jeden Fall, heute wird hier vor allem geangelt. Die Ufer waren voll von Tagesausflüglern.





Um den See hat sich auch einiges an Beton entwickelt, so gibt es z.B. das enorm hässliche Lake-View-Hostel.



Was auch immer, es war ein halbwegs netter Platz, um unsere Lunchbox zu leeren. In ein paar Wochen wird sich dieser Ort wohl zu einem Naturerlebnis der besonderen Art entwickeln, dann wenn sich die Blätter der Ahornbäume in Brauntöne färben und die Reflexionen im See sichtbar werden.



Auf dem letzten Stück unserer Wanderung ging es dann nochmal steil bergauf, am Ende wurden wir mit einer schönen Aussicht über die Täler und Wälder des Gebirges belohnt.





19. Oktober 2007

Gadget-Girls

Hier ist was für die Jungs, zu sehen gibt es die neuesten japanischen Mobiltelefone und....

Neo Yatai Super Night

Heute abend haben wir uns nach der Arbeit zum Tokyo International Forum begeben. Einmal im Monat steigt dort eine Art Open-Air-Biergarten-lookalike-Party unter dem Titel "Neo Yatai Super Night". A yatai (屋台, yatai) is a small, mobile food stall in Japan typically selling ramen or other hot food. Von diesen mobilen Küchen gibt es heute ca. 15, alle in kleinen Vans oder Bussen eingebaut. Sehr schick und trendy. Vor allem, weil die ganze Veranstaltung zwischen den modernen Glasbauten des Forums stattfindet. Leider hat sich Heineken dort irgendwie eingekauft, Bier kann man dort somit nicht trinken. Na ja, Europäer auf jeden Fall nicht, die Japaner glauben nämlich durchweg, dass dies eines der besseren Produkte in Sachen Bier sei....
Auf einer kleinen Bühne gab es dann auch noch a-cappella Musik, nicht ganz mein Ding, aber immerhin.

Hier ein paar (schlechte) Bilder vom Event, leider hat es irgendwann angefangen zu regnen:





18. Oktober 2007

Tokyo in Pictograms

Hier gibt es einen sehr schönen Artikel über die ganzen Piktogramme und Schilder, die es in Tokio zu finden gibt:

http://pingmag.jp/2007/10/04/pictogram-design/

14. Oktober 2007

Off-Topic

Can it get any better than this?

13. Oktober 2007

private and public spaces

In Tokio gibt es bekanntlich fast keine öffentlichen Plätze. Auf jeden Fall nicht in der Art und Weise, wie sie sich in Europa seit Jahrtausenden entwickelt haben. Dies ist für einen Europäer natürlich seht traurig mit anzusehen, und besonders für mich im Speziellen. Auch im Büro sehe ich täglich Planungen, gemacht von meinen lieben japanischen Kollegen, die einfach nicht den Sinn und das Verständnis für den öffentlichen Raum haben. Na ja, vielleicht ist es in der dicht-bepackten Metropole Tokio auch viel wichtiger, über privaten Raum nachzudenken, stehen hier die Häuser doch dermaßen dicht gedrängt, dass man sich gar keine großen Fenster erlauben kann, ohne die Nachbarn mit im Wohnzimmer sitzen zu haben.

Heute habe ich in Nippori, einem eher älteren Stadtviertel von Tokio, diesen Versuch, sich etwas Privatsphäre zu schaffen, gesehen.



Mit der Wohnung direkt über dem Eingang einer Bank und gelegen an einer Hauptstraße, ein ziemlich interessanter Ansatz, sich bzw. seine Kinder von der Außenwelt abzukoppeln.



Ein paar Meter weiter gab es einen öffentlichen Rastplatz. In einer Art Kunstprojekt wird der gestresste Passant hier eingeladen, ein paar Minuten zu verweilen. Während- dessen kann man sich die interessanten Fotos des Eigentümers anschauen, die er in aller Welt aufgenommen hat.





Heute hat er dazu auf seiner Akustikgitarre lässige Musik gespielt. Dies wird allerdings eine Sonderaktion zu den Kunstwochen Art-Link Ueno-Yanaka 2007 gewesen sein (art-link sind diverse Ausstellungen und Aktionen im Viertel Yanaka, über 3 Wochen, immer Ende September).

Diese Aktion ist schon sehr lustig und wäre noch viel besser, wenn sie in den wirklich brummenden Stadtvierteln stattfinden würde.

6. Oktober 2007

Ausflug zum Friedhof

Heute habe ich mich der Familie meiner Freundin angeschlossen , um mit ihnen zusammen einen Ausflug nach Toyohashi in die Präfektur Aichi zu machen.

Toyohashi ist von Tokio aus mit dem Shinkansen in etwas unter zwei Stunden zu erreichen. Die Stadt selbst ist Ein- und Ausgangspunkt für Autos; Toyota, Mitsubishi, Suzuki, Daimler-Chrysler, Ford, Audi, Porsche und Volkswagen werden hier importiert und exportiert. Durch Volkswagen gibt es hier auch eine kleine deutsche Enklave, dazu später mehr.

Grund für den Trip war das periodische Gedenken an die Toten. Die Familie meiner Freundin kommt somit aus Toyohashi, und dort befindet sich auf dem Friedhof das Familiengrab, wo seit mehr als 300 Jahren die Überreste der Verstorbenen aufbewahrt werden.

In regelmäßigen Abständen, je nachdem wer wann gestorben und wie lange tot ist, findet sich die Familie also am Grab ein, um der Toten zu gedenken.

Am Bahnhof gab es dann die erste Überraschung:


Ich wurde gebührend empfangen - das wäre aber doch nicht nötig gewesen.....ach, ich bin ja gar nicht gemeint, die warten wohl auf einen weiteren Deutschen, der hier einer Hochzeit beiwohnen soll - soviel zu Volkswagen und Toyohashi.

Angekommen am Familiengrab gab es zuerst einmal frische Blumen für alle Gräber. Auf dem relativ großen Grundstück (in Tokio hätten da mit Sicherheit zwei bis drei Einfamilienhäuser Platz drauf) gibt es mittlerweile schon mehrere Grabsteine, irgendwann sind die unterirdischen Aufbewahrungskammern wohl auch mal voll (die Verstorbenen werden hier verbrannt und die Asche dann hier beerdigt).

Nachdem die Blumen dann auch noch Wasser bekommen haben, wurden auch die Grabsteine an sich mit Wasser übergossen, warum, weiß ich leider nicht.


Und dann kam zu meiner Überraschung ein Mönch, der eine exklusive Zeremonie für uns abhalten sollte. Nachdem er zuerst einmal fünf Plastikstühle aus seinem Minivan zum Grab gebracht hatte, hat er sich schnell auf dem Parkplatz sein Mönchskostüm übergeworfen. Zusammen haben wir dann Räucherstäbchen in rauen Mengen angezündet und auf den Grabsteinen verteilt. Die nächste halbe Stunde war dann wohl eine Art Gebet, das vom Mönch in einem Sprechgesang vorgetragen wurde. Dazu hat er rhythmisch auf sein Mokugyo eingeschlagen.


Dann war alles vorbei, der Mönch wurde für seine Dienste bezahlt und auch noch zum Essen eingeladen. Auf dem Weg zum Restaurant hat er uns dann noch sehr detailliert aus der Familiengeschichte berichtet, uns das ein oder andere Gebäude gezeigt. Unglaublich, wie viel er über die Familie meiner Freundin wusste, sie war wohl eine der wichtigeren im Ort, in vergangenen Zeiten.

Ehemaliges Kimono-Geschäft der Familie

Während des Mittagessens haben wir dann noch erfahren, dass der Mönch diesen Job nur am Wochenende ausführt, unter der Woche arbeitet er ganz normal bei der Stadtverwaltung! Nicht schlecht. Was machen eigentlich unsere Priester die ganze Zeit zwischen den Gottesdiensten?!

Da ich während der ganzen Zeit eigentlich nicht wusste, was als nächstes passieren würde, habe ich mich einfach mal dezent und passiv im Hintergrund gehalten, Hauptsache nix falsch-machen. Und das Foto vom Mönch habe ich auch erst geschossen, als der Vater meiner Freundin während der Zeremonie seine Spiegelreflex gezückt hat ;-)

Statistik

Ein wenig Statistik zu meinem Blog und euch, meinen fleißigen Lesern ;-)



5. Oktober 2007

Farbe!

Nach einem knappen Jahr und mehr als 150 (!) Posts gibt es ein neues Layout ;-)

Poptastic Conversation

Deutsche Bands singen Ihre Songs auf Japanisch
Doppel-CD + 32 seitiges und dreisprachiges Booklet
[CD 1: 14 Songs+ 3 Videoclips - CD 2: PONS Power-Crash-Kurs deutsch/japanisch]

Veröffentlichung am 05. Oktober 2007

Die Doppel-CD

Von „Die Ärzte“ über „Stereo Total“ bis „Wir sind Helden“ – 14 deutsche Bands singen auf Japanisch.

Die Doppel-CD „Poptastic Conversation“ ist eine völlig neue Art auf eine andere Kultur zuzugehen. Alle beteiligten Bands singen hier ihre eigenen Songs in japanischer Sprache.

„Poptastic Conversation“ soll deutsche Bands in Japan bekannt machen, eine charmante Variante der Verständigung sein und interkulturelle Dialoge auslösen.


Oh Mann - darauf hat die Welt gewartet?! Deutsche Bands singen auf japanisch, um den Markt hier drüben aufzumischen und um sich in die Karaoke-Song-Telefonbücher eintragen zu lassen. Hätten wir es doch mal bei unseren großartigen Komponisten aus vergangenen Zeiten belassen, schade, dass unser Außenminister bzw. das Marketingbüro der GermanyAG dies nicht zu verhindern wissen.....



Dass sich die deutschen Bands wirklich derart zum Affen machen müssen und in einer Sprache singen, die eigentlich eh kein Mensch versteht...Hat den Machern dieser CD denn niemand gesteckt, was es wirklich braucht, um musikalisch in Japan Erfolg zu haben? Sprache ist nicht wirklich eine Barriere, schließlich grölen die Teens hier auch die englischen Songs mit, ohne zu wissen, was sie gerade über ihre Lippen bringen.

"Body-Language" ist in Sachen Popstars und Musik hier viel wichtiger; also möglichst weiblich, jung, spärlich bekleidet und völlige Talentfreiheit sind hier das Maß der Dinge (die Zielgruppe "Teens" und "zahlungskräftige Businessmen" ist hier identisch....).

Das einzig interessante ist wohl die Sprachkurs-CD, die dabei zu liegen scheint. Die hilft wenigstens Reisewilligen, sich auf den Besuch in Japan einzustimmen.

Ursprünglich sollte das Projekt übrigens in beide Richtungen stattfinden, aber in Japan haben die Initiatoren einfach keine willigen Bands gefunden. Ist wohl auch besser so, die deutschen Ohrenärzte und nationale Geschmackskontroll-Instanzen wären wohl die einzigen Nutznießer gewesen.

Vielleicht sollten wir im nächsten Schritt die wöchentliche Arbeitszeit auf mindestens 60 Stunden erhöhen und den Jahresurlaub auf 10 Tage beschneiden, in der Hoffnung, so die in Deutschland händeringend gesuchten Facharbeitskräfte aus Richtung Japan anzuwerben. Als "Gratisbeilage" könnte es dann bei Einreise einen Crashkurs im deutschen Steuerrecht geben - die 12-bändige, kleine Ausgabe...

Nicht-Kaufen bei Amazon.de: http://www.amazon.de/Poptastic-Conversation-2-CDs/dp/3125607221

P.S. Stefan, Danke für den Link zur Story ;-)

4. Oktober 2007

Medici

Dass eine Arbeitswoche am Montag morgen mit einer doch eher netten Überraschung beginnen kann....diesen Montag war es bei mir soweit. Der nette junge Mensch, der seit vor einer knappen Woche hinter mir in der Box eingezogen war,
sich mir weder vorgestellt noch mit mir gesprochen hat, wurde (glücklicherweise) verdrängt und hat sonstwo einen neuen Platz gefunden.

Stattdessen habe ich jetzt eine der nettesten jungen Mädels hinter mir sitzen. So langsam werde ich von jungen Damen umzingelt, nicht dass ich mich beschweren wollte...nah ja, auf jeden Fall, der Montag morgen war gerettet :-)

Heute habe ich von den Mädels zu meiner großen Verwunderung ein Geschenk überreicht bekommen. Schon als wir uns nach der Mittagspause zufällig im Aufzug trafen, haben sie es mir kichernd angekündigt - was um Himmels Willen haben die mit mir vor? Ein paar Minuten später haben sie mir dann das Geschenk überreicht, einen Medici-Tonkopf, ursprünglich gestaltet von Michelangelo, dem ich angeblich ähnlich sehen soll - so die einhellige Meinung unter der weiblichen Belegschaft hier im Büro.

Wenn ich ehrlich bin, die Haarfarbe der Plastik kommt meiner schon verdammt nahe. Und sonst, lockige Haare, das mag wohl stimmen. Hmmm, sieht so aus, als hätte ich einen neuen Nickname im Büro.

1. Oktober 2007

Kunst in der Lobby

Zuweilen kommen wir in den Genuss einer "(Kunst-)Ausstellung" - in der Lobby unseres Betonklotzes. Meistens handelt es sich um Kleidungsstücke, die durch den Wind von der Wäscheleine gefallen und im Park gelandet sind oder auch mal um den ein oder anderen Kinderschuh, der versehentlich verloren gegangen ist. Es gab aber auch schon temporäre Büchereien, wenn mal wieder irgendwo die Manga-Sammlung aussortiert werden musste.

Seit ein paar Tagen werden wir nun von dem oben abgebildeten Stockpferd begleitet. Dies ist natürlich zeitgemäß nur aus Plastik, und irgendeine kleine Fee hat es wohl verloren oder vergessen. Es blickt uns auf jeden Fall immer ganz traurig an, als wolle es sagen "Nimm mich mich, und spiel mit mir!"

Irgendwie ist die ganze Szene aber auch schon eine Art Kunstwerk, auf jeden Fall wirkt sie so auf mich. Eventuell steckt ja auch ein Künstler dahinter, irgendwo ist eine versteckte Kamera installiert, die das Livebild irgendwo in einer avantgardistischen Ausstellung zeigt. Wundern würde es mich nicht.