Heute habe ich mich der Familie meiner Freundin angeschlossen , um mit ihnen zusammen einen Ausflug nach Toyohashi in die Präfektur Aichi zu machen.
Toyohashi ist von Tokio aus mit dem Shinkansen in etwas unter zwei Stunden zu erreichen. Die Stadt selbst ist Ein- und Ausgangspunkt für Autos; Toyota, Mitsubishi, Suzuki, Daimler-Chrysler, Ford, Audi, Porsche und Volkswagen werden hier importiert und exportiert. Durch Volkswagen gibt es hier auch eine kleine deutsche Enklave, dazu später mehr.
Grund für den Trip war das periodische Gedenken an die Toten. Die Familie meiner Freundin kommt somit aus Toyohashi, und dort befindet sich auf dem Friedhof das Familiengrab, wo seit mehr als 300 Jahren die Überreste der Verstorbenen aufbewahrt werden.
In regelmäßigen Abständen, je nachdem wer wann gestorben und wie lange tot ist, findet sich die Familie also am Grab ein, um der Toten zu gedenken.
Am Bahnhof gab es dann die erste Überraschung:
Ich wurde gebührend empfangen - das wäre aber doch nicht nötig gewesen.....ach, ich bin ja gar nicht gemeint, die warten wohl auf einen weiteren Deutschen, der hier einer Hochzeit beiwohnen soll - soviel zu Volkswagen und Toyohashi.
Angekommen am Familiengrab gab es zuerst einmal frische Blumen für alle Gräber. Auf dem relativ großen Grundstück (in Tokio hätten da mit Sicherheit zwei bis drei Einfamilienhäuser Platz drauf) gibt es mittlerweile schon mehrere Grabsteine, irgendwann sind die unterirdischen Aufbewahrungskammern wohl auch mal voll (die Verstorbenen werden hier verbrannt und die Asche dann hier beerdigt).
Nachdem die Blumen dann auch noch Wasser bekommen haben, wurden auch die Grabsteine an sich mit Wasser übergossen, warum, weiß ich leider nicht.
Und dann kam zu meiner Überraschung ein Mönch, der eine exklusive Zeremonie für uns abhalten sollte. Nachdem er zuerst einmal fünf Plastikstühle aus seinem Minivan zum Grab gebracht hatte, hat er sich schnell auf dem Parkplatz sein Mönchskostüm übergeworfen. Zusammen haben wir dann Räucherstäbchen in rauen Mengen angezündet und auf den Grabsteinen verteilt. Die nächste halbe Stunde war dann wohl eine Art Gebet, das vom Mönch in einem Sprechgesang vorgetragen wurde. Dazu hat er rhythmisch auf sein Mokugyo eingeschlagen.
Dann war alles vorbei, der Mönch wurde für seine Dienste bezahlt und auch noch zum Essen eingeladen. Auf dem Weg zum Restaurant hat er uns dann noch sehr detailliert aus der Familiengeschichte berichtet, uns das ein oder andere Gebäude gezeigt. Unglaublich, wie viel er über die Familie meiner Freundin wusste, sie war wohl eine der wichtigeren im Ort, in vergangenen Zeiten.
Ehemaliges Kimono-Geschäft der Familie
Während des Mittagessens haben wir dann noch erfahren, dass der Mönch diesen Job nur am Wochenende ausführt, unter der Woche arbeitet er ganz normal bei der Stadtverwaltung! Nicht schlecht. Was machen eigentlich unsere Priester die ganze Zeit zwischen den Gottesdiensten?!
Da ich während der ganzen Zeit eigentlich nicht wusste, was als nächstes passieren würde, habe ich mich einfach mal dezent und passiv im Hintergrund gehalten, Hauptsache nix falsch-machen. Und das Foto vom Mönch habe ich auch erst geschossen, als der Vater meiner Freundin während der Zeremonie seine Spiegelreflex gezückt hat ;-)
3 Wochen Japan März 2009 - der grosse Essen-Post - Teil 2
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Wie lange lag das denn hier unveröffentlicht rum? Ist ja peinlich..
Yakisoba-Brötchen, matschig und fettig:
Rührei mit Bacon-Brötchen, noch fettiger aber w...
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