Endlich ist der Sommer vorbei - und es herrschen wieder menschliche Temperaturen in Tokio. So langsam fangen die Bäume an, ihr Farbenkleid zu wechseln. Und um die öffentlichen Parks für den Winter fit zu machen, wird von unserer Bezirksverwaltung ein "Tag des Grüns" veranstaltet. Hier dürfen Rentner und Pensionäre an den Hecken und Sträuchern rumschneiden - auch eine Art von Beschäftigungstherapie und eine noch günstigere Alternative als die Ein-Euro-Jobs in Deutschland.
Nun gut, was also tun bei solchen Aussichten?
Sonntag morgens früh raus, mit der Seibu-Ikebukuro-Bahn eine Stunde Richtung Westen ins Gebirge zum Wandern im Grünen, was sonst.
Dieses Mal haben wir uns den 12,4 km langen Okumusashi-Wanderweg ausgesucht. Los ging es am Bahnhof Higashi-Agano. Als wir durch die Straßen des kleinen Ortes schlenderten, sind uns schon verdächtig viele Spinnennetze aufgefallen, die dann auch nicht wirklich klein waren und bald ganze Häuser eingespannt hatten. So langsam hat sich meine blauäugige Vorfreude auf einen Tag im Grünen in pure Angst gewandelt - wer hat eigentlich SPINNEN erfunden? Brauchen wir die wirklich? Was für Indiana Jones die Schlangen, sind für mich definitiv diese fiesen Tiere.
Die ersten fünf Kilometer gestalteten sich dann wie eine Schocktherapie für Arachnophoben - links und rechts und über einem riesige Spinnennetze mit gefährlich ausschauenden, riesigen Spinnen.
Selbst Bilder von den bestimmt hochgiftigen Spinnen habe ich aus Angst nicht gemacht, die hätten mich ja ohne jegliche Vorwarnung anspringen können - das war mir das Risiko nicht wert....
Ich war kurz davor, eine sofortige Umkehr einzuleiten, aber schließlich habe ich mich doch dazu durchringen können, den Weg weiter in den Wald und über die Berghügel zu wagen.
Als wir den ersten Hügel erklommen hatten, gab es dort eine kleine Bergfarm zu bestaunen. Mitten im Nix auf einmal eine landwirtschaftlich genutzte Alm.
Nach einem weiteren kleinen Anstieg ging es den ersten Hügel wieder runter, bis wir nach gut 3,5 km den Kamakita-See erreicht hatten.
Der kleine Stausee, der in einem Bergtal liegt, umfasst eine Fläche von 3,8 ha, ist 30 Meter tief und wurde Mitte 1930 nach sechs-jähriger Bauzeit fertiggestellt. Gebaut wurde der Stausee in der großen Depression, einfach um Arbeitsplätze zu schaffen. Diese Strategie hat übrigens bis zum heutigen Tage überlebt, Japan gibt z.B. jährlich 9% seines Bruttosozialproduktes für (größtenteils völlig sinnlose und umweltzerstörerische) öffentliche Bauarbeiten aus - im Vergleich dazu geben die USA gerade mal 1% aus - beides Industriestaaten. Genau mit dieser Vorgehensweise hat es Japan geschafft, innerhalb weniger Jahrzehnte zu "the world's ugliest country" zu werden (according to Alex Kerr, author of Dogs and Demons, mehr hierzu in Kürze).
Auf jeden Fall, heute wird hier vor allem geangelt. Die Ufer waren voll von Tagesausflüglern.
Um den See hat sich auch einiges an Beton entwickelt, so gibt es z.B. das enorm hässliche Lake-View-Hostel.
Was auch immer, es war ein halbwegs netter Platz, um unsere Lunchbox zu leeren. In ein paar Wochen wird sich dieser Ort wohl zu einem Naturerlebnis der besonderen Art entwickeln, dann wenn sich die Blätter der Ahornbäume in Brauntöne färben und die Reflexionen im See sichtbar werden.
Auf dem letzten Stück unserer Wanderung ging es dann nochmal steil bergauf, am Ende wurden wir mit einer schönen Aussicht über die Täler und Wälder des Gebirges belohnt.
3 Wochen Japan März 2009 - der grosse Essen-Post - Teil 2
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Wie lange lag das denn hier unveröffentlicht rum? Ist ja peinlich..
Yakisoba-Brötchen, matschig und fettig:
Rührei mit Bacon-Brötchen, noch fettiger aber w...
1 Kommentar:
Martin und Spinnen, das kann ich mir vorstellen, wieviel Überwindung es ihn gekostet hat, weiter zu gehen.
Auch scheint er in das Alter zu kommen, wo man Natur geniesst und schätzt.
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