Heute dauerte es allerdings etwas länger, das Stationspersonal hat von außen schon mal die Fenster geöffnet, was auch bald notwendig war, da eine vollgepackte U-Bahn ohne Klimaanlage einfach sehr lebensfeindlich wird.
Der erste Schwung übereifriger Businessmen ist dann aus der U-Bahn marschiert, ohne sich zu beschweren oder lautstark auf den öffentlichen Nahverkehr zu schimpfen. Ich erinnere mich, dass eine 5-Minuten-Verspätungs-Durchsage am Bahnhof ausreicht, um Rentnerinnen, Hausfrauen und sonstige Zeit-im-Überfluss habenden Menschen in kleine persönliche Krisen zu werfen, die sich in lautstarken und meist sarkastischen Beschwerdeäußerungen gegenüber dem Transportunternehmen äußern.
Die Japaner gehen mit dieser Situation völlig gelassen um, auch wenn sie es kaum erwarten können, endlich zur Arbeit zu kommen.
Nach ein paar Minuten ging es immer noch nicht weiter, und um mich herum saßen nur noch Schüler und "Nicht-Arbeits-Bevölkerung" (gut zu erkennen an nicht-business-Kleidung). Da habe dann auch ich verstanden, dass es wohl auf absehbare Zeit nicht weitergehen wird, und ich bin ausgestiegen, um eine andere U-Bahn Linie zu nehmen.
Mittlerweile schaffe ich es nämlich, dem U-Bahn-Menschen am Eingang auf japanisch zu erklären, warum mein Ticket nicht korrekt (digital) entwertet wurde, warum ich umgestiegen bin, und wohin ich gerne fahren würde. Dies wird nämlich notwendig, wenn man auf eine andere Route umsteigen muss. Auf jeden Fall, wenn man nicht extra dafür bezahlen will! Denn theoretisch müsste ich mich in eine elend-lange Schlange stellen, um ein spezielles "Verspätungszertifikat" zu bekommen - um bei der Firma fein-raus zu sein. Ist so etwas wie das Entschuldigungsschreiben früher in der Schule, nur für erwachsene japanische Büroangestellte.
Mit einer halben Stunde Verspätung bin ich heute morgen dann im Büro angekommen, verpasst habe ich nicht viel, aber bald habe ich herausgefunden, wer noch so alles mit meiner U-Bahn zur Arbeit fährt...
Addendum
Hier ist die Pressemeldung zur Aktion. Hätte ich eine Bahn später genommen, hätte ich durch den U-Bahn-Tunnel spazieren dürfen. Schade, Chance verpasst....
"A power failure suspended operations on the Toei Subway Oedo Line in Tokyo on Tuesday morning, stranding about 1,300 passengers inside trains and affecting some 93,000 people in total...a dozen passengers underwent medical treatment....a power failure occurred twice between Nakai and Toshimaen stations on the Oedo Line at around 7:55 a.m. on Tuesday and later at 8:08 a.m.....operations were resumed shortly before 11:00 a.m....A train bound for Tochomae Station was forced to stop about 200 meters before Shin-Egota Station, stranding passengers inside carriages. About 12 minutes later, railway staff started to guide passengers along the tracks toward Shin-Egota Station."
Dass Leute medizinisch behandelt werden mussten kann ich mir eigentlich nur damit erklären, dass einige Damen morgens mal wieder zu lange im Parfüm gebadet haben, und durch den Ausfall der Klimaanlage in der Bahn ungewohnt lange und intensiv ihren eigenen Düften ausgesetzt waren.
Ach ja, ich konnte trotz Stromausfall sehr angenehm bei der Notbeleuchtung weiterlesen, war also alles nicht so schlimm wie es der Artikel eventuell vermuten lässt. Aber die Zahlen sind schon enorm, 93.000 Fahrgäste in 3 Stunden. Das sind 31.000 Menschen pro Stunde, alle drei bis vier Minuten eine Bahn, also mindestens 15 Bahnen pro Stunde und Richtung....und das nur auf einer Linie....Tokio eben.
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