22. Januar 2007

Warme Häuser, kalte Häuser

Eine Tradition, die in Japan bis zum heutigen Tage überlebt, ist es anscheinend, im Winter in einer 'freezing damn cold' Wohnung zu verbringen. Der einzige warme Ort ist hier im Wohnzimmer ein kleiner, flacher Tisch (“Kotatsu”). Dieser ist von einer Decke ummantelt, unter der Tischplatte gibt es Heizstäbe, die das 'Innere' des Tisches erwärmen. Also verbringt man, sowie man zu Hause ist, die meiste Zeit um bzw. unter diesem Tisch.

Denn bis heute schaffen es die Japaner nicht, vernünftig isolierte Häuser und Wohnungen zu bauen. Auf jeden Fall im Wohnungsbau nicht. So kommt es, dass die Wohnungen und Häuser im Winter verdammt kalt sind, und im Sommer bei Temperaturen um die 40°C sehr, sehr warm. Um diesem entgegenzuwirken, wird aber nicht an der Isolierungstechnik gefeilt, sondern es werden im Sommer Klimaanlagen verwendet (das haben die wohl nach dem Krieg von den Amerikanern 'gelernt'), oder es wird die schon angesprochene Tradition mit dem beheizbaren Tisch in die Gegenwart gerettet.

Unsere Wohnung macht da keinen Unterschied, die Fenster sind alles andere als dicht. Von der simplen Einfachverglasung und fehlenden Gummierung an den Nahtstellen mal abgesehen, sehen die Fenster aus wie ein Relikt aus einer fernen Vergangenheit. Zum Beispiel, unser Schlafzimmerfenster haben wir mit drei (3!) Wolldecken abgedichtet - trotzdem zeigt das Thermometer nur den Wert von 12°C an. Wofür zahlen wir eigentlich Miete?!
Diese einfachen Fenster finden aber auch weiterhin in neuen Häusern Verwendung. Wollte man in Japan den in Deutschland gerade initiierten Energiepass für Häuser einführen, man müsste wohl mehr als die Hälfte aller Gebäude nachbessern.

Gerade hier sollte jedoch der Klimaschutz schleunigst Einzug halten; oder kann (darf) sich ein Land wie Japan ohne natürliche Rohstoffvorkommen diese maßlose Verschwendung an kostbarer Energie auch in Zukunft leisten? Hier ist also ein großer Unterschied im Vergleich zu Deutschland zu erkennen, wo im Bereich Bauen sehr viel mehr auf moderne Technik gesetzt wird. In Japan (und vielen anderen Ländern natürlich auch) scheint moderne Bau- und Isoliertechnik noch nicht selbstverständlich zu sein.

Dies steht im krassen Gegensatz zu den ganzen technischen Spielereien, die sonst so in einem japanischen Haushalt zu finden sind, wobei die Spitze des Eisberges natürlich die High-Tech Toiletten sind....Toiletten in Japan − Wikipedia

Wenigstens werden die Kinder bereits seit dem Schulalter auf diese missliche Situation vorbereitet. Die Schuluniformpflicht sieht es zu jeder Jahreszeit vor, dass die Mädchen in kurzen Röcken herumlaufen müssen. Auch ist es nicht selten, dass die Jungs in den Wintermonaten in kurzen Hosen herumlaufen.

Neuerdings gibt es auch eine staatliche Innovationen, die unter den Initiativen WarmBiz bzw. CoolBiz gestartet worden sind. Demnach werden japanische Büroarbeiter im Sommer dazu aufgefordert, im Büro nur leichte Kleidung zu tragen (also keine Krawatte!) und für den Winter gibt es in den Kaufhäusern speziell ausgeschildert, warme Kleidung. Dies ist wiedermal ein gutes Beispiel dafür, wie man bei der Lösung eines Problems nicht an dessen Ursache arbeitet, sondern vielmehr die Linderung der Auswirkungen in Angriff nimmt - Politik eben.

Keine Kommentare: