21. Februar 2007

Hülle ist alles, Inhalt ist nichts

Die Japaner sind in aller Welt für Ihre Höflichkeitsformeln und ihre angeblichen tiefsinnigen Umgangsformen bekannt, oder?

Hmm, wenn man sich diese genauer anschaut, dann sind diese wohl eher das Produkt einer strengen und eingängigen Erziehung (auf den Begriff 'Konditionieren' verzichte ich hier wohl besser, der ist ja eher negativ belegt....), man ist aus Prinzip freundlich und dankbar, zumindest lässt man es nach außen so aussehen. Beinhaltet Höflichkeit somit einen gewissen Anteil an 'Unwahrheit' bzw. unausgesprochener Wahrheit?

Ein weiterer Punkt, in Japan werden dermaßen viele Geschenke gemacht, aber nicht, weil man persönlich das Gefühl hat, jemandem eine Freude zu machen, vielmehr verbergen sich hinter diesem zwanghaften 'Schenken und Beschenkt werden' wiederum klar definierte Regeln. Es gibt eine Vielzahl von Anlässen, zu denen relativ wertlose Geschenke überreicht werden. Da man den Beschenkten nicht in die unglückliche Lage versetzen will, ihn/sie mit einem zu exklusiven Geschenk beim nächsten Mal dazu zu zwingen, ein mindestens ebenso wertvolles Geschenk zu machen. Darum beschränken sich die Geschenke auf allerlei Gebäck und Süßkram, Hauptsache die Verpackung stimmt! Die scheint tatsächlich am wichtigsten zu sein,
darum haben alle großen Kaufhäuser auch ganze Abteilungen mit Geschenkartikeln eingerichtet. Was man kauft ist uninteressant, das schicke Verpackungspapier des Kaufhauses und die dazugehörige Papiertragetasche sagen viel mehr aus als das eigentliche Geschenk.

Sowieso scheinen sich die Japaner über die Plastiktüte, die sie stets bei sich tragen, zu definieren. Neulich habe ich in Shinjuku (Tokio Zentrum) eine adrett und schick gekleidete junge Japanerin mit Plastiktüten der "edlen" Galeria Kaufhof gesehen - anscheinend hat sie diese von ihrer Deutschlandreise mitgebracht und läuft jetzt ganz stolz damit durch Tokio - zeig' mir welche Plastiktüte du trägst, und ich sage dir, wer du bist ;-)

Keine Kommentare: