28. Februar 2007

Von Aufzügen und Rolltreppen

In Japan geht es bekanntlicher Weise sehr eng zu. Bedingt durch die Topographie der Japanischen Insel kann nur ein sehr schmaler Küstenstreifen besiedelt werden. Dazu kommt dann noch, dass sich alles auf die drei großen Zentren Tokyo, Nagoya und Osaka konzentriert.

Die umgesetzte städtebauliche Lösung ist somit, in die Höhe zu bauen, was ja mit der Erfindung des Aufzuges durch den Amerikaner Elisha Graves Oti im Jahr 1852 möglich wurde. Gleichzeitig bauen die Japaner auch extrem in die Tiefe. Wenn man sich so einige U-Bahn-Linien anschaut, dann geht es zuerst einmal ganz schön tief in den Abgrund, bis man endlich die Plattform erreicht.

Nun, um zum Punkt zu kommen, Japan ist übersät mit Aufzügen und Rolltreppen. Und die Japaner lieben diese modernen "PeopleMover"; Treppen werden von der Mehrheit dezent verschmäht, wenn nicht sogar verachtet.

Beispiel 1: Wenn die Massen aus der U-Bahn strömen, rennen sie alle zielgerichtet zur natürlich hoffnungslos überfüllten Rolltreppe, warten dort aber geduldig, bis sie endlich befördert werden können. Die nebenan liegende, menschenleere Treppe benutzt kaum jemand. Haben sie dann in der U-Bahn-Station selbst die Wahl zwischen der barrierefreien Rampe oder zwei, drei Stufen, 90% nehmen die Rampe!

Beispiel 2: Natürlich sind alle Hochhäuser mit ausreichend Treppenhäusern ausgestattet; man rufe sich nur die ständigen Erdbeben in Erinnerung. Und diese Aufzüge werden ebenso präferiert wie es bei den Rolltreppen der Fall ist. Auch für eine kurze Fahrt vom siebten in den sechsten Stock oder vom ersten in den zweiten Stock, keine Wartezeit scheint den Japanern lang genug zu sein, als dass sie die Treppen als wirkliche Alternative zur Fortbewegung in Betracht ziehen würden. Also warten sie geduldig auf den nächsten Aufzug und verplempern ihre Zeit, die Zeit, die ihnen abends fehlt, um rechtzeitig nach Hause zu gehen, oder sie morgens zum Rennen zwingt.

Beispiel 3: Diverse japanischen Kulturdenkmäler sind in erhöhter Umgebung zu finden; in Kyoto sind zum Beispiel viele Tempelanlagen am Hang errichtet worden. Dennoch scheinen keine Weltkulturrichtlinien zu verbieten, überall einen barrierefreien, oftmals `geschmacklos` ausgeführten Zugang mittels Rolltreppe oder Aufzug anzubringen. . Man wird demnach bequem zum touristischen Gut befördert.

Zusammenfassend kann man wohl sagen, dass sich das Leben eines gewöhnlichen Japaners zwischen Aufzug, Rolltreppen und Rampe abspielt. Entsprechende Studien wären sicherlich höchst interessant und vor allem unterhaltsam.

Warum die Japaner Treppen nicht mögen, ich weiß es auch nicht. Eventuell kommt ihnen ihr etwas eigener Körperbau in die Quere, denn trotz der bekanntlich generell etwas kleineren Körperstatur, werden Treppen auch hier nach den internationalen Standardmaßen gebaut (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Treppe). Oder die allgegenwärtigen Hinweisschilder “Bei Erdbeben und Feuer den Aufzug bitte nicht benutzen” implizieren, dass Treppen wirklich exklusiv in diesem Fall zu verwenden sind.

Ich erfreue mich somit ungewohnter Freiheit, während ich die Treppen hoch und runter laufe. Letztendlich kann man hierdurch ja auch sein sportliches Defizit etwas ausgleichen, dies wurde ja auch durch Sharon Stone im Film Basic Instinct unterschwellig erwähnt. Ob es den Film in Japan auch zu sehen gab?

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Eine Welt ohne Stufen war schon immer mein Traum! Aber erinnere dich mal ans Stadthaus: Da gibt es auch genug Leute, die von P1 auf E fahren....
Bin schon mal gespannt, was das für Chaos gibt, wenn ab Montag alle Süchtigen runter und raus müssen, um dort zu rauchen. Wahrscheinlich der Mega-Stau....

Anonym hat gesagt…

Ist doch super, dann müssen die Bürger nicht mehr durchs Stadthaus irren, um ihre Ansprechpartner zu finden, sondern treffen sie direkt auf P1! Ein Hoch auf die Bürgerfreundlichkeit! Am Arbeitsvolumen wird sich sicherlich nicht viel verändern, oder?