29. März 2007

Kirschblüte (2)

Mittagspause unter Kirschbäumen - nicht ganz alleine.....

Hanami mit Kollegen

28. März 2007

Versuchung...

Kirschblüte (1)

Ok, darauf habt ihr doch Alle gewartet, oder? Dieses Ding mit der Kirschblüte in Japan. Seit einigen Tagen hat es angefangen, in den Nachrichten waren Reporter zu sehen, die im Halbdunkel die erste Blüte vor die Kamera gezerrt und interviewed haben. Und Alle reden nur noch von dem Einen....

Also, mir erschließt sich die ganze Geschichte nicht. Gut, die Bäumchen sehen sehr nett aus in ihrem blassen Pink. Und sie ziehen die Aufmerksamkeit auf sich, weg von den trostlosen Häuserschluchten und gesichtslosen Fassaden. Nur dumm, dass alles nach gut 20 Tagen vorbei sein soll. Dann freut sich Gott und die Welt auf das nächste Jahr.

Um alles in Erinnerung zu halten wird fotografiert, was das Zeug hält. Jeder betrachtet dich Blüte entweder durch den Sucher seiner Digitalen-Mega-Zoom-Spiegel-Reflex-Kamera oder auf dem Display des Mobiltelefons.

Am Wochenende werde ich weitere Erkundungen durchführen. Heute musste ich schon feststellen, dass mein ach-so-geliebter Lunchplatz in der Nähe des Kaiserparks von Heerscharen Hanami'ern belagert wurde.

Da habe ich auch diese Bilder hier gemacht. Das japanische Organisationstalent schafft mich wirklich immer wieder aufs neue. Da berechnen die auf Super-Mega-Earth-Silulator-Computern minutengenau den Beginn der Blüte für jeden einzelnen Park im ganzen Land, um dann just zu dieser Zeit eine Baustelle an diesem populären Aussichtsplatz zu schaffen!





Fortsetzung folgt...

26. März 2007

Anleitungen und Schilder 2

Es ist mal wieder Zeit für eine Ausgabe "Anleitungen und Schilder". Es fällt mir jedes Mal schwer, eine Auswahl aus der schier unendlichen Angebotspalette zu treffen.

1. Diese adretten Damen weisen den Weg um die Baustelle des neusten Hochhauskomplexes in Tokio. Der Turm von "Tokyo Mid-Town" wird mit 247 Metern das höchste Gebäude in Tokio sein, die Eröffnung ist am 31. März.



2. Parken die Zweite. An diesem Parkplatz muss man aufpassen. Hier kostet es nämlich zwischen 8 - 22 Uhr pro Stunde 100 Yen, zwischen 22 und 8 Uhr aber 100 Yen - was ein Unterschied! Hauptsache ein Schild aufgestellt. (Fairerweise sollte ich erwähnen, dass es sonst üblich ist, dass sich die Parkgebühren tagsüber von denen für die Nachtstunden unterscheiden, darum findet man ein solches Schild eigentlich an jedem Parkplatz.)



3. Knopfdrücken in zwei Schritten. Hier wird erklärt, wie man den Knopf des Deosprays drückt. Scheint wohl auch nicht zum Allgemeinwissen zu gehören. Überhaupt! Deo und das männliche Geschlecht. Im Winter hatte ich wirkliche Probleme, überhaupt ein Deo in den riesigen Drogeriemärkten zu finden. Ich konnte zwischen genau EINEM Produkt wählen. Nach und nach werden sie aber wieder ins Sortiment genommen, was wohl an den steigenden Temperaturen liegt. Dass diese Art der Hygiene eher Frauensache ist, davon kann ich mich jeden Morgen in der vollgepackten U-Bahn überzeugen. Da kommen dann die in voller Festkleidung verpackten Japaner in die auf gefühlte mollige 25°C geheizte U-Bahn gerannt...Für ein Volk, das für seine Badekultur weltweit bekannt ist...



4. Der Höhepunkt für heute. Wie lege ich eine, zwei oder drei Scheiben Toast auf das Blech meines Miniofens (der hier Ofentoaster heißt). Ohne diese Beschreibung wäre man aber auch wirklich aufgeschmissen. Dann hätte man den Ofen und Brot gekauft und würde trotzdem verhungern. Aber dank dieser wissenschaftlichen Höchstleistung...



p.s. Wir schaffen es sogar, vier Scheiben Toast gleichzeitig zu toasten. Ich überlege schon, ob ich hier nicht mal eine Doktorarbeit an der Uni in Tokio anmelden sollte...

24. März 2007

Wahlen

In Tokio stehen in naher Zukunft Wahlen zum Bürgermeisteramt an. Darum wird man ständig mit Wahlwerbung konfrontiert. Vor allem auf offener Straße. Morgens an der U-Bahn Haltestelle wird man von einer erstaunlich wachen jungen Dame empfangen, die jedem durch ihr Megaphone einen "Guten Morgen" wünscht und dabei auf den von ihr präferierten Wahlkandidaten aufmerksam macht.

Am Wochenende touren die Kandidaten dann persönlich durch die einzelnen Stadtviertel. Vorzugsweise auf dem Dach eines Vans, und natürlich wieder ausgestattet mit so einem nervigen Megaphone.



Dieser Kollege wird zum Beispiel von seiner Frau begleitet (?) und von ihr vorgestellt. Lustig ist die Schärpe, in Deutschland muss man dafür entweder ein Rennen gewinnen (als Pferd) oder die schönste im Land sein (Frau).

In Tokio tritt dieses Jahr auch die Architektenlegende Kishô KUROKAWA an. Der hat geschickter Weise gerade einen neuen, spektakulären Museumsneubau (National Art Center Tokyo) fertiggestellt und wird hier mit einer großen Sonderausstellung präsentiert.

Die Japaner scheinen ihn aber nicht wirklich zu mögen, jedenfalls nicht für das Amt des Bürgermeisters. Anscheinend haben sie ihm seine revolutionären Gedanken und Ideen aus vergangenen Jahren (schließlich war er Mitbegründer der Metabolismus-Bewegung) nicht verziehen oder nehmen dies immer noch für bare Münze.

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt jedoch sehr deutlich, dass es die Stadtplaner und Architekten waren, die die Städte und damit die Gesellschaft vom grauen Mittelalter in die Zukunft gerettet haben. Große Stadtumbauten und Planungen gingen von diesen visionären Vordenkern aus. Lange bevor sich die Spezies der Politiker und Juristen entwickelt und an die Macht geschlichen haben und heute laue Kompromisse als Visionen für die Zukunft verkaufen...

22. März 2007

4.2

Heute gegen 10:40 Uhr habe ich mein erstes Erdbeben mitgemacht.



War eigentlich nicht weiter spektakulär. Es gab halt einen kleinen Stoß, den man im Gebäude gespürt hat. Hätte aber auch sein können, dass irgendwo in Tokio zwei Sumo-Ringer zusammengeprallt sind. Und hätte sich nicht neben mir jemand fragend mit den Worten "Jishin?" (Erdbeben) gemeldet, ich hättet es wahrscheinlich nicht weiter wahrgenommen.

Aktuelle Erdbebeninformationen gibt es im Übrigen unter http://www.jma.go.jp/en/quake/

21. März 2007

Martin im Wald (Tour 28)

Auch wenn ich nicht wirklich als natur-liebender Zeitgenosse bekannt bin ("Natur hat in der Stadt nix zu suchen!"), haben wir uns heute (Feiertag, Frühlingsanfang) getraut, einen Ausflug in das Tokioer Umland zu machen. Mit der Seibu-Ikebukuro-Linie dauert es etwas mehr als eine Stunde, bis man im Oku-Musashi-Gebirge angekommen ist. Hier gibt es dann von jedem der vielen kleinen Bahnhöfe Hikingtouren durch das Gebirge.

Wir haben uns die Tour mit der Nummer 28 ausgesucht. Startend vom Bahnhof Higashi-Agano auf den Berg Takayama ("Hoher-Berg"), geht es zuerst einmal von knapp 250 Metern auf 600 Meter hoch. Dann hatten wir den Gipfel erklommen und eine wunderschöne Aussicht vor uns. Auf dem Plateau steht dann auch noch der 1300 Jahre alte Takayama-Fudo Tempel, der über eine weitere, sehr steile Steintreppe zu erklimmen ist. "1300 Jahre alt" bedeutet in Japan immer, dass der Tempel vor 1300 Jahren hier zum ersten Mal errichtet worden ist. Das heutige Gebäude ist natürlich nicht so alt.

Oben neben dem Tempel gibt es dann gleich moderne Toilettenanlagen und einen Getränkeautomaten - ebenfalls Standard in Japan. Da macht es auch nichts, dass wir uns hier mitten im Wald und auf 600 Metern Höhe befinden.

Anschließend haben wir die vorgeschriebene Route verlassen. Nicht ganz freiwillig, es gab einfach keine anständige Beschilderung, und die Karte, die wir am Bahnhof bekommen haben, war im Maßstab 1:Ich-kann-nix-erkennen-und-werde-mich-trotz-dieser-Karte-mit-Sicherheit-verlaufen. Trotzdem sind wir am Zielbahnhof angekommen, der Abstieg entlang eines Bachlaufes war zwar anstrengend, aber auch sehr nett.

Es tat wirklich mal wieder gut, zwei Stunden lang niemanden zu treffen und einfach alleine zu sein. Ein wenig überraschend ist es aber schon, solche einsamen Gegenden im Umland von Tokio zu finden. Eigentlich hat man den Eindruck, dass die Siedlungsgebiete nicht aufhören.

Nichtsdestotrotz, ich war natürlich froh, am Ende des Tages wieder in der Zivilisation angekommen zu sein. Da aber noch mehr als 30 weitere Touren in dieser Region auf uns warten, freue ich mich schon jetzt auf die nächste Flucht aus der Metropole.

Hier noch ein paar Bilder von heute:

Takayama Hiking Track 28

20. März 2007

Schule

Jeden Morgen können wir von unserem Balkon das alltägliche Schulritual beobachten. Alle Schüler versammeln sich auf dem Schulhof, um den Guten-Morgen-Grüßen des Schuldirektors zu lauschen. Für diesen Zweck wird jeden Morgen extra ein kleines Holzpodest aufgestellt.



Zwecks Einheitslook müssen die Schüler alle eine schicke blaue Mütze tragen. Das ist hier allerdings noch harmlos, denn je privater und damit teurer die Schulen sind, so aberwitziger werden die Schuluniformen. Zumindest habe ich diesen Eindruck.



Zu der auf dem Bild zu sehenden Schule - die sehen hier wirklich alle gleich aus,immer ein Betonklotz mit einem Schulhof/Sportplatz davor. Wenn ich nicht genau wüsste, dass es in den 60er und 70er Jahren noch keine Computer und somit auch kein "Sim City" gegeben hat - ich könnte schwören, dass sie die Stadtplanung mit dieser Spiele-Software gemacht haben ,und dass die Schulen ein Relikt dieser Zeit sind.

Zum Lernen laden diese Bunker nicht wirklich ein. Die sind ja fast noch schlimmer als die Asbest-Baracken in Deutschland. Na ja, eventuell etwas gesünder und erdbebensicherer. Aber sonst...

p.s. bald gibt es übrigens das legendäre Sim City Spiel für den Nintendo DS - ich freue mich schon :-) http://simcity.jp/ds/pc/

19. März 2007

Muse...

...oder wie lange dauert es, 1.000 Leute in eine Konzerthalle zu bekommen.

Ich freue mich ja wirklich, dass sich doch so viele Bands aus Europa nach Japan begeben und hier Konzerte spielen. Ich hatte schon Angst, dass mir dieser Genuss hier völlig entgehen würde. Gut, Genesis kommen nicht, Blackfield auch nicht....



Aber, Muse kam, sah und siegte. Drei ausverkaufte Konzerte alleine in Tokio. Und bei einem war ich dabei. Das von MTV und J-Wave (Nr. 1 Radio-Sender) gesponserte Konzert fand in einer neuen Konzerthalle im Hafenbereich statt - "Studio Coast". Als ich eine Stunde vor Konzertbesuch an der Halle ankam, war ich so ziemlich der letzte, alle anderen waren irgendwie schon da, und standen klassisch englisch in einer langen, langen Reihe... wartend.



Zum Problem. Ein populärmusikalisches Konzert kann im allgemeinen keine nummerierten Sitzplätze vorhalten, was in Japan ein echtes Problem darstellt. Also wie bringe ich die Besucher möglichst "gerecht" in die Halle? Nun, indem ich jedes Ticket nummeriere, von 1 bis 1.000, und dann eine laaaaange Reihe vor dem einen kleinen Eingang bilde! Ohne Worte! Diverse "Security"-Leute waren mal wieder vollkommen damit beschäftigt, die Leute an die richtige Stelle in der Schlange zu lotsen.



Dass die Einlassprozedur dann mehr als 45 Minuten gedauert hat, liegt nicht an den gehobenen Security-Maßnahmen. Die gibt es hier nämlich überhaupt nicht, man kann getrost seine private Samuraischwertsammlung mitbringen. Sollte die dann doch irgendwie lästig werden, kann man die aber auch noch in einem Schließfach innerhalb der Halle ablegen.

Irgendwie seltsam das mit den Sicherheitsvorkehrungen. Die einzige wirkliche Maßnahme zur Anti-Terror-Bekämpfung besteht wohl wirklich darin, keine öffentlichen Mülleimer aufzustellen. Das machen sie dafür aber konsequent, und in einem Viel-Müll-und-Einpack-Schnick-Schnack-Land wie Japan führt dies immer dazu, dass man seinen persönlichen Müll mit sich herumtragen muss.

Ah, zurück zum Thema...also alle mussten durch einen kleinen Eingang, da ist unsere Wohnungstür breiter. Und dann, eine weitere Überraschung. Am Eingang musste jeder Besucher noch mal einen Getränkegutschein kaufen, für umgerechnet 3 Euro. Wer kommt eigentlich auf solche dummen Ideen? Kann man das nicht gleich, wenn es denn notwendig ist, im Ticketpreis verbraten? Dass man für diesen Gutschein lediglich Softdrinks bekommen konnte, und für ein gewöhnliches Bier nochmals draufzahlen musste....

Na ja, wieder mal japanisches Organisationstalent "at-its-best". Das Konzert an sich war klasse, wenn auch mit knapp 80 Minuten viel zu kurz. Das könnten die sich in Europa nicht leisten. Und die Japaner gehen bei einfach-mitzugröhlenden, lauten Songs voll ab, da war ich wirklich froh, mich auf der Empore geparkt zu haben. Meilensteine wie "Citizen Erased" lassen sie eher links liegen. Schade.

15. März 2007

Mülleimer

Da machen sich die Architekten alle Mühe, einen schönen Platz zu entwerfen, und dann wird dieser einfach durch die unschönen Mülleimer entweiht.



Na ja, es kann natürlich auch sein, dass die Architekten hier einfach vergessen haben, sich mit der Müllsituation in Japan zu beschäftigen...

14. März 2007

Sukura - Kirschbaumblüte 1

Bald geht es los, die Kirschbaumblüte - Sakura - steht vor der Tür.

Überall in Tokio sieht man schon Bilder, die dieses Event ankündigen. Sowohl die Werbeindustrie als auch Zeitungen widmen sich diesem Thema. Irgendwie wird jeder Ort, an dem zumindest ein Kirschbaum steht, als "Hot-Spot" angepriesen.

Da ich dies noch nie mitgemacht habe, bin ich mal gespannt, wie sich die Atmosphäre verändern wird. Ich gehe mal davon aus, dass die Blüten von den eher hässlichen Häuserschluchten ablenken und Tokio in einem anderen Licht präsentieren werden...

Heute also der erste fotografische Zustandsbericht, trotz Klimawandel müssen wir wohl noch einige Tage warten:



Howaitodē

Auch in Japan gibt es den Valentinstag. Dieser Tag wird von den Geschäften gleich nach dem Entfernen der Weihnachtsdekoration anvisiert. Auch wenn dieser Tag hier ebenfalls am 14.Februar gefeiert wird, ist hier doch alles etwas anders.

Grundsätzlich werden hier lediglich die Jungs von den Mädels beschenkt. Punkt. Soweit so gut. Allerdings sind Geschenke, Schokolade wenn es gut läuft, nicht mit dem eigentlichen romantischen Hintergrund verbunden.

Neben den wirklichen Valentinstaggeschenken gibt es nämlich auch die “Giri-Chokko” (Höflichkeits-Schokolade). Man bekommt also von allen Seiten Schokolade geschenkt, und zwar aus Gründen japanischer Höflichkeit heraus. Es gibt im Büro Schokolade von den Sekretärinnen, und sogar bei Starbucks gab es Schokolade zum Kaffee. Es wird niemand vergessen, und keiner muss sich an diesem Tag ausgeschlossen fühlen. Sehr japanisch.

Und als Ausländer sollte man diese Geschenke nicht falsch verstehen...

Das war es aber noch nicht. Genau einen Monat später, am 14. März, sind dann die Jungs aufgerufen, ihren Liebsten Schokolade zurückzuschenken. Das ganze heißt hier “Howaitodē” – White Day. Nicht dass dies irgendeinen britischen oder amerikanischen Ursprung hätte, es ist einfach ein englischer Begriff.

Ok, die Jungs schenken allerdings wirklich nur den von ihnen verehrten Mädels Schokolade, alle anderen erhaltenen Valentinstaggeschenke werden entweder gar nicht oder nur mit Süßigkeiten entgegnet. Es wird also wieder niemand enttäuscht. Und die Jungs haben einen ganzen Monat Zeit, sich zu überlegen, wem sie welches Geschenk machen wollen. Nur nicht hetzen. Natürlich hat auch der Einzelhandel etwas davon, weil gleich am 15. Februar die Valentinstagswerbung gegen die White-Day Dekoration ausgetauscht wird.

Hauptsache alles ist organisiert, und der Handel profitiert.

12. März 2007

Beton

Vor einigen Jahren gab es hier in Tokio wohl mal den Trend, Wohnhäuser stylish mit Betonfassade zu bauen. So wie man es ja in der ganzen Welt von Museen kennt. Wenn man diese Gebäude hier in Tokio so sieht, dann versprühen diese überhaupt keinen Charme, vor allem, weil sie nicht als Solitär Wirkung erzielen können. Sie sehen einfach nur 'unfertig' aus.



Da hilft dann auch der vergebliche Versuch mit einer "Unfarbe" Charakter zu schaffen nichts mehr...





Einzig die Verbindung mit grünem Bambus sieht sehr nett aus:

11. März 2007

Hoffnung

Heute hat mich im Aufzug ganz unverblümt ein ca. 5-jähriges Mädchen auf Englisch angesprochen! Welche Überraschung in einem Land, in dem die Englische Sprache vorwiegend als Lückenfüller in schrägen Popsongs Verwendung findet!

Dass ein 5-jähriges Kind bessere Englischkenntnisse hat als der durchschnittliche Universitätsabsolvent, gibt mir Anlass zur Hoffnung. Vielleicht werden zukünftige Generationen etwas aktiver dazu angeleitet, die Englische Sprache als universelles Kommunikationsmedium zu erlernen. Gleichzeitig zeigt dies aber auch in sehr krasser Weise das verkorkste japanische Bildungssystem auf. Ein auf sturem Lernen und "multiple choice" basierendes Lernsystem ist nun wirklich nicht mehr zeitgemäß, dies hatten wir vor 100 Jahren.

Zudem ist es hier eine zentrale Aufgabe der Eltern, eine gute Schulausbildung für ihre Kinder zu finden. Trotz einer Vielzahl von privaten Lehranstalten ,ist dies hier kein leichtes Unterfangen. Die Qualität wird anscheinend nur über den Preis definiert oder umgekehrt. Soviel zu den Vorteilen der Privatwirtschaft in Sachen Bildung.

Da sollten wir in Deutschland doch mal sehr glücklich über das konstante und im Vergleich gute Level der öffentlichen Schulen sein. Soll ruhig noch mal ein Politiker nach mehr privaten Schulen rufen. Den sollte man dann einfach mal nach Japan schicken, zwecks Anschauungsunterricht.

9. März 2007

Einwanderungsbehörde

Heute Vormittag habe ich einen kleinen Ausflug zur Regionalen Einwanderungsbehörde Tokios gemacht. Da ich mit meinem derzeitigen Visum leider nicht frei Aus- und Wieder-Einreisen kann, musste ich mich um eine Wieder-Einreisegenehmigung kümmern.

Damit wären auch schon die zwei wichtigen Worte erwähnt, “Behörde” und “Genehmigung”. Also, sobald man in Japan, und es macht wirklich keinen Unterschied wo, mit Behörden und Administration konfrontiert wird, schlägt man sich wohl spätestens nach 5 Minuten vor den Kopf und fragt sich, ob das wirklich wahr sein kann. “Burocracy at its best”. Man könnte fast glauben, die haben hier eine extra Universität, an der sie das Fach “Einfache Dinge kompliziert und umständlich machen” studieren können.

Heute bin ich zuerst einmal eine knappe Stunde Richtung Shinagawa, am Hafen Tokios, gefahren. Die Einwanderungsbehörde liegt da irgendwie auf einer kleinen künstlichen Insel inmitten eines grauen Industriegebietes. Vom Bahnhof muss man noch mal knapp 20 Minuten laufen, bis man zu der Behörde kommt. Mitten durch ein Industriegebiet, das wohl zu den unschönsten Gegenden Tokios gehört. Hat irgendwas von Quarantäne-Gebiet. Mir kam es so vor, als wollen die mir von der Einwanderungsbehörde nochmal vor Augen führen, dass Japan eigentlich ziemlich hässlich ist und man sich noch mal fragen soll, ob man wirklich bei der Behörde ein Visum beantragen will.



Unter "Kundennähe" verstehe ich etwas anderes, und hier ist es wirklich wörtlich zu nehmen.

Gut, angekommen geht es gleich lustig weiter. Da es ja eine Vielzahl unterschiedlicher Visumswünsche gibt, ist auch für jede Angelegenheit ein eigener Bereich eingeteilt. Natürlich begrenzen sich die Informationen in englischer Sprache auf das Notwendigste (wo um Himmels Willen wären Englische Erläuterungen sinnvoller als hier?!), immerhin gibt es schon draußen eine Hinweistafel, wie im Gebäude alles abläuft. Die braucht man auch, weil man hier von A nach B und eventuell nach C (nur nicht über Los rennen und keine 4000 Euro einziehen) muss.



Zuerst bekommt man an der Information die Formulare, dann geht es in den Kombini (Convenience-Store) Supermarkt. Dort wird an einer Kasse eine Briefmarke gekauft, damit wird der Antrag auf ein Visum bezahlt (kenne ich so nur aus Entwicklungsländern…). Man bekommt allerdings nicht nur die eigentliche Briefmarke sondern auch noch zwei weitere Rechnungen, eine vom Kombini und noch einen Beleg. Wie sinnlos es ist,dass hier jeder in diesen kleinen Laden rennen muss und sich mit den regulären Kunden im Weg steht, brauche ich ja nicht extra zu erwähnen.

Weiter geht es. Nach dem Ausfüllen und Aufkleben der Briefmarke ziehe ich eine Nummer und freue mich, dass noch genau 83 Leute vor mir dran sind. Also mache ich es mir in der Wartezone gemütlich, und höre mir exakt 83 Mal den Spruch “Vielen Dank dass Sie gewartet haben"an. Als nächstes bitten wir den Besucher mit der Nummer XY zum Schalter Z” , was aus einem dröhnenden Lautsprecher dringt.!!
Nach einer halben Stunde Wartezeit – zwischenzeitlich hat mich jemand gefragt,ob ich Amerikaner sei, was ich in meiner leicht angespannten Situation nur mit einem kurzen “careful, you wanna insult me?” beantwortet habe, wurde endlich meine Nummer aufgerufen.

Dann geht alles ganz schnell, innerhalb einer Minute habe ich einen neuen Aufkleber in meinem Reisepass.

Könnte alles irgendwie einfacher gehen.
Und auch etwas freundlicher gestaltet sein.
Schließlich werden auch die Japaner auf die Einwanderer angewiesen sein, ihre Bevölkerung nimmt auch stark ab.
Freue mich schon auf meinen nächsten Besuch...

8. März 2007

1-7-1

Erdbeben, die gibt es in Japan des öfteren. Somit ergibt sich auch die Notwendigkeit, sich entsprechend auf solche Katastrophen vorzubereiten. Die Kinder lernen hier schon im Kindergarten und in der Schule, wie man sich bei einem Erdbeben verhält. Und es macht wirklich Sinn, die Evakuierungspläne zu studieren, wenn man ein unbekanntes Gebäude betritt (in Deutschland haben diese Pläne ja eher die Aufgabe, den Weg zum nächsten stillen Örtchen zu weisen).

Eine weitere Einrichtung für den Fall eines großen Bebens ist die Telefonnummer 171. Diese kann jeder anrufen und hat dann die Möglichkeit, gekennzeichnet durch seine eigene Telefonnummer, eine Nachricht auf Band zu sprechen bzw. eine Nachricht abzuhören. Somit könnte man zum Beispiel für seine Angehörigen eine Nachricht aufzeichnen, die diese dann anhand der bekannten Telefonnummer abhören können. Solange die Telefonnetze in einem solchen Fall noch funktionieren und wohl auch erst, wenn die Mobilfunknetze nicht mehr funktionieren.

An für sich eine sehr praktische Sache.



Anfang dieser Woche habe ich in meiner Firma eine Broschüre über diesen Service bekommen. Natürlich wird hier ganz genau erläutert, wie das Ganze funktioniert. Was mich wundert ist, dass auf der Rückseite sämtliche privaten Telefonnummern aller Gruppen-, Abteilungsleiter und des Managements meiner Firma angegeben sind! Wollen die mir etwa sagen, dass ich mich im Falle eines schweren Erdbebens nach dem Wohlergehen meiner Vorgesetzten erkundigen soll? Wahrscheinlich könnte man nachfragen, ob man trotzdem zum Arbeiten kommen könnte. Aber mal ehrlich, wenn man gerade alles verloren hat und durch ein Erdbeben das absolute Chaos herrscht, dann ist mir doch die Firma zuerst einmal völlig egal. Und, ohne respektlos gegenüber meinen Vorgesetzten erscheinen zu wollen, was soll ich denn um Gottes Willen mit deren privaten Telefonnummern anfangen?!

7. März 2007

Reset Time Teil 2

Tja, außer Spesen nix gewesen. Pünktlich um 17 Uhr wurden wir im Büro mit Kaufhausmusik beschallt, was die versammelten Angestellten zu einem kurzen Plausch über den netten Hinweis zum Aufräumen angeregt hat. Das war es aber auch; kein Mensch hat weiter Notiz genommen von dieser Aktion oder sich wirklich von der Arbeit ablenken lassen. War ja eigentlich auch nicht anders zu erwarten. Trotzdem irgendwie eine lustige Idee...

Reset Time

An einem Mittwoch, kurz vor 17 Uhr

Einmal pro Monat steigt hier in meiner Firma eine ganz seltsame Aktion. Die nennt sich “Reset Time” und fordert alle Mitarbeiter auf, an besagtem Tag zwischen 17 Uhr und 18 Uhr alle Arbeit ruhen zu lassen. Natürlich nicht, um sich auszuruhen, sondern um seinen Schreibtisch in Ordnung zu bringen! Aufräumzeit! Die gab es meines Wissens früher kurz vor Schluss im Kindergarten auch. Da mussten dann wieder alle Bauklötze zurück in die dafür vorgesehenen Kisten.

Und damit dieses wichtige Ereignis niemand vergisst, wird es zum einen am gleichen Tag morgens noch einmal angekündigt, und abends dringt dann Musik durch die Lautsprecher.



Sind dies nun die chaotischen Architekten, für die man dieses Spektakel in dieser Art und Weise ausrichten muss (meine Erfahrungen aus dem Studium würden diese These mehr als unterstützen), oder muss man den japanischen Arbeitnehmern wirklich alles sagen und sich ständig um sie kümmern? Mich würde es mittlerweile auch nicht mehr groß überraschen, wenn wir zum korrekten Aufräumen eine Checkliste und Anleitung mit lustigen Bildern und Zeichnungen bekommen würden….

Hmm, und dass auch ja niemand auf den Gedanken kommt, nach getaner Aufräumsession nach Hause zu gehen, ist dieses Mal gleich anschließend noch ein Vortrag in der Firma, schon der Titel “Night Forum” lässt nichts gutes ahnen…

Ich bin mal gespannt, in 10 Minuten ist es soweit, dann kann die Show beginnen!

4. März 2007

nact

Heute war wohl der erste Frühlingstag. Sonnenschein und milde 18 Grad.
Hier sind ein paar Bilder von unserem Ausflug, der uns zum Meiji-Shrine sowie zum neuen National Art Center Tokyo (NACT) gebracht hat:

2. März 2007

Ein feminines Land

Japan an sich ist ja schon eher ein femininer Ort. Überall tragen die Jungs hier Handtaschen, zum Teil sogar die gleichen Exemplare von Gucci und Prada und Louis Vuitton. Sowas gibt es in Deutschland noch nicht einmal in Köln am Heumarkt zu sehen.



Auch vor eher femininen Farben schrecken die männlichen Japaner nicht zurück. Mobiltelefone in Pink und Türkis sind nicht untypisch. Und dann ist ja wirklich überall alles mit Comicfiguren erklärt. Ich frage mich, ob Mercedes auch so eine "angepasste" Betriebsanleitung für die Japaner hat.

Auch die Herrentoiletten bieten, angesichts des ganzen Hygiene-Technik-Schnick-Schnacks samt Po-dusche und Sitzheizung, keinen Ort des Rückzugs an.

Den männlichsten Ort findet man hier ganz woanders. Zwischen 12 Uhr und 13 Uhr im Schnellrestaurant Yoshinoya. Hier kommen durch die Bank alle männlichen Vertreter zum Mittagessen, angefangen von den Schülern über die einfachen Büroarbeiter bis hin zum Firmenchef. Nur Frauen sieht man hier ganz selten.

Das schöne ist hier, es wird vornehmlich gegessen. Nicht geredet. Oder verhandelt. Oder was auch immer. Man bestellt üblicherweise "GyuDon" und bekommt eine Schale Reis mit einer Beilage, die aus hauchdünn-geschnittenem Rindfleisch, Zwiebeln und Soyasoße gemacht ist.



Junge Familienväter und Ballettschüler bestellen noch einen kleinen Salat dazu, normalerweise bleibt es aber bei der einfachen Variante. Die schmeckt wirklich unheimlich gut, ist schnell serviert und kostet umgerechnet knapp 2,50 Euro. Herrlich, diese 10-15 Minuten vollkommener Männlichkeit.

Einzig dass man hierzu Grünen Tee serviert bekommt, passt nicht so ganz, aber man kann ja nicht alles haben....

Yoshinoya im Web: link