24. März 2007

Wahlen

In Tokio stehen in naher Zukunft Wahlen zum Bürgermeisteramt an. Darum wird man ständig mit Wahlwerbung konfrontiert. Vor allem auf offener Straße. Morgens an der U-Bahn Haltestelle wird man von einer erstaunlich wachen jungen Dame empfangen, die jedem durch ihr Megaphone einen "Guten Morgen" wünscht und dabei auf den von ihr präferierten Wahlkandidaten aufmerksam macht.

Am Wochenende touren die Kandidaten dann persönlich durch die einzelnen Stadtviertel. Vorzugsweise auf dem Dach eines Vans, und natürlich wieder ausgestattet mit so einem nervigen Megaphone.



Dieser Kollege wird zum Beispiel von seiner Frau begleitet (?) und von ihr vorgestellt. Lustig ist die Schärpe, in Deutschland muss man dafür entweder ein Rennen gewinnen (als Pferd) oder die schönste im Land sein (Frau).

In Tokio tritt dieses Jahr auch die Architektenlegende Kishô KUROKAWA an. Der hat geschickter Weise gerade einen neuen, spektakulären Museumsneubau (National Art Center Tokyo) fertiggestellt und wird hier mit einer großen Sonderausstellung präsentiert.

Die Japaner scheinen ihn aber nicht wirklich zu mögen, jedenfalls nicht für das Amt des Bürgermeisters. Anscheinend haben sie ihm seine revolutionären Gedanken und Ideen aus vergangenen Jahren (schließlich war er Mitbegründer der Metabolismus-Bewegung) nicht verziehen oder nehmen dies immer noch für bare Münze.

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt jedoch sehr deutlich, dass es die Stadtplaner und Architekten waren, die die Städte und damit die Gesellschaft vom grauen Mittelalter in die Zukunft gerettet haben. Große Stadtumbauten und Planungen gingen von diesen visionären Vordenkern aus. Lange bevor sich die Spezies der Politiker und Juristen entwickelt und an die Macht geschlichen haben und heute laue Kompromisse als Visionen für die Zukunft verkaufen...

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