3. April 2007

Zucker

Japaner müssen aus eben diesem zusammengesetzt sein – zu dieser Erkenntnis kommt man auf jeden Fall, wenn man sich bei Regen oder "Wetter-das-nach-Regen-aussieht" durch Tokio bewegt. Sobald der Himmel etwas dunkler wird, hat auf einmal jeder einen Schirm in der Hand. Und beim ersten Nieselregen findet dieser intensive Verwendung.

Irgendwie mögen die Japaner wohl keinen Regen. Oder sie mögen es nicht, nass zu werden. Dies würde aber ihrer Bade-Tradition irgendwie widersprechen. Und es sind auch nicht nur die Frauen, die Angst um ihre Kriegsbemalung haben, wirklich jeder versucht, sich gegen die "Naturgewalt" Regen zu wehren.

Nicht selten sieht man dann auch noch in der Zeit nach einem kleinen Schauer Leute, die weiterhin unter ihrem Schirm unterwegs sind, obwohl es schon lange aufgehört hat, zu regnen.

Ich vermute mal, dass dies eine Art Tradition ist, die ursprünglich aus den 1960er und 1970er Jahren zu stammen scheint. Damals haben die hier im Zuge des ungebremsten wirtschaftlichen Wachstums derart viele Schadstoffe in die Luft gepumpt, dass damals ein Schirm wohl als lebenserhaltende Maßnahme gegen den Sauren Regen anzusehen war. Und wenn ich mir dann überlege, dass sie in den Schulen bestimmt noch Schulbücher aus eben dieser Zeit verwenden - es hat sich wohl nichts an der Einstellung geändert.Dass die Schulbücher zum Teil noch sehr alte Weltansichten vermitteln kommt alle paar Jahre mal wieder in die Medien, genau dann, wenn wieder irgendwelche Kriegsgeschehnisse sehr subjektiv wiedergegeben werden).

Man trägt weiterhin Schirm, und niemand weiß so genau, warum. Und nicht nur bei Regen, im Sommer versuchen sie sich mit Schirmen gegen die grelle Sonneneinstrahlung zu schützen, oder gegen die Wassertropfen der unzähligen Klimaanlagen, die in den engen Strassen auf die Passanten herunterfallen. Man weiß es halt nicht so genau….

p.s.: Dies ist natürlich nur meine persönliche Erklärung dieses Mysteriums.

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