15. Juli 2007

Gyoza und Steine

Am Samstag haben wir einen Tagesausflug in die Präfektur Tochigi (100 km nördlich von Tokio) gemacht. Unser Ziel war die Stadt Utsunomiya.

Utsunomiya ist bekannt für die aus China stammende, in Japan aber ebenfalls sehr beliebte Speise Gyoza. Zusammen mit zwei netten Arbeits-Kolleginnen meiner Freundin haben wir uns mit dem Auto früh morgens auf den Weg gemacht, trotz Dauerregen.

Am Abend vorher hatten die drei Mädels schon ausgiebig über den Dress-Code und das Maß der Kriegsbemalung diskutiert. Nur mir hatte man mal wieder nix gesagt, so dass ich aus der Reihe getanzt und völlig ungeschminkt aufgetaucht bin ;-))))

Seit ich hier in Japan angekommen bin frage ich mich, warum die hier alle mit Mini-Vans rumfahren. In Deutschland ist Japan doch eher für seine Kleinwagen bekannt. Heute habe ich gelernt, warum. In Japan mit dem Auto unterwegs zu sein, bedeutet nämlich endloser Stau und eine Reisegeschwindigkeit, die sich trotz des technischen Fortschritts im Vergleich zu den letzten beiden Jahrhunderten kaum verändert zu haben scheint. Hier kommt das Motto "Der Weg ist das Ziel" ins Spiel. Alle Autos sind hier mit den neuesten Navigationsanlagen ausgestattet. Diese zeigen nicht nur den Weg an, sondern spielen gleichzeitig Musik, Videos, sind Telefonbuch und generelles Unterhaltungsmedium. So haben sich die drei Mädels während der knapp 2,5-stündigen Fahrt (für gut 100 km) auch prächtig mit dem Ding amüsiert. Besonders zur Unterhaltung beigetragen haben die Ansagen im Osaka-Dialekt (Osaka-Ben), aber auch die Umschaltung auf englische Kommentare war interessant, vor allem, weil unsere Fahrerin die Kommandos nicht wirklich verstehen konnte.

Auf jeden Fall sind wir gegen 12:30 Uhr angekommen, den genauen Weg zum Restaurant hat uns das Navi verraten. Warum die Stadt so bekannt für Gyoza ist, hat sich mir noch nicht erschlossen. Schließlich gibt es die Dinger überall in Japan zu kaufen. Ach ja, Gyoza sind mit Fleisch oder Gemüse gefüllte japanische Teigtaschen. Und schmecken vorzüglich. Warum man hierfür aber 100 km fahren muss - dies ist wohl eine sehr japanische Eigenart.



Nach dem Mittagessen (wir haben gerade mal 12 Euro für 4 Personen bezahlt, sehr günstig) sind wir weiter Richtung Oya, einem Ort ganz in der Nähe von Utsunomiya. Hier gibt es ein berühmtes Steinabbaugebiet, mit dessen Steinen das berühmte Imperial Hotel in Tokio sowie das Bahnhofsgebäude in Nikko (beide entworfen von Frank Lloyd Wright) gebaut worden sind (habe in weiser Vorbereitung einfach mal "Architektur" und "Tochigi" gegoogelt, so dass wir dem Ausflug auch noch einen kleinen kulturellen Touch verleihen konnten).

Unser Navi hat uns zuerst zweimal mitten in den Wald gelotst. Mit etwas Glück haben wir es aber dann doch noch gefunden.

Den unterirdischen Abbaustollen zu besichtigen bedeutet einen Abstieg in gut 35 Meter Tiefe, wo es dann auch sehr kühl wurde. Wohl so um die 5-7 Grad, die Mädels haben alle fürchterlich gefroren, wir waren aber alle zutiefst von der Anlage angetan. Vor allem die Atmosphäre aufgrund der spärlichen Beleuchtung, aber auch die Ausmaße der Tunnel waren beeindruckend. Hier finden von Zeit zu Zeit auch spezielle Konzerte statt, Hochzeiten kann man hier unten ebenfalls abhalten. Und während des 2. Weltkrieges haben die Japaner hier unten heimlich Flugzeuge zusammengebaut.






An die Rückfahrt erinnere ich mich kaum noch (obwohl es gerade erst einen Tag her ist), er war aber dominiert von Frauengesprächen (die zudem ja noch in japanisch stattgefunden haben). Also eher uninteressant für mich.

Noch mehr dunkle Bilder gibt es hier:
Oya Stone Museum


Etwas schickere Bilder hier:
http://kengaku.org/photo/ooya/

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