Was macht der gemeine japanische Workaholic eigentlich in seiner (betrieblich mehr oder weniger festgeschriebenen) Mittagspause?
Nun, zuerst einmal scheint hier die Gleitzeit-Regelung noch nicht erfunden. So kommt es, dass wirklich alle Punkt 12 Uhr die Büros verlassen. An den Restaurants bilden sich somit lange Schlangen, aber hier warten die Leute ganz geduldig. Dies wird offensichtlich nicht als “Zeitverschwendung” angesehen.
Hat es der Businessman dann in die Essensstube seiner Wahl geschafft, wird meistens in der Aktion des Hinsetzens bestellt (die Karte konnte er ja schon während seiner Wartezeit studieren). Sobald das Mittagsmenü dann eintrifft, geht die Veranstaltung erst richtig los! Jetzt realisiert der arme Arbeiter, dass er durch die dumme Warterei draußen in Zeitnot ist, und verschlingt so sein Mittagessen innerhalb weniger Minuten. Dass muss man echt selbst erlebt haben! Während ich noch meine Stäbchen auspacke und voneinander trenne, ist die Schüssel neben mir schon halb leer. Begleitet wird dies alles von “Lauten”, die jedes Kind in Europa einen Klaps auf den Hinterkopf einfangen lassen würden. Nach drei Minuten ist das Schauspiel dann vorbei, den letzten Bissen noch zwischen den Backenzähnen, wird hektisch nach der Bedienung und der Rechnung gerufen. Ein Vergleich mit einer Raubtierfütterung wäre gar nicht mal so unangebracht…
So, jetzt hat der gute Arbeiter aber immer noch etwas von seiner Mittagspause übrig. Ist er alleine unterwegs, wird sein nächstes Ziel der 24-Stunden Convenience-Store sein. Hier stehen die Pinguine dann dicht gedrängt vor dem Zeitschriftenregal und lesen Comics. Japanische Mangas. Auf dem Cover räkeln sich japanische Schönheiten im Bikini, im Innern sind einfache Comics zu lesen. Dass sollten die mal in einem beliebigen Zeitungskiosk an einem deutschen Bahnhof versuchen, da gibt von der 50-jährigen kettenrauchenden Eigentümerin aber mächtig was zu hören.
Is(s)t man mit Kollegen unterwegs, geht es anschließend noch zu einer der üblichen Kaffeehaus-Ketten. Hier wird dann kalter Kaffee (“Iced”) getrunken (im Sommer und Winter) und geraucht was das Zeug hält. Gestern sind wir vor unserem lokalen Starbucks wirklich in eine Rauchwolke gelaufen, unbeschreiblich.
Es geht aber auch anders. Ist man den ganzen Tag mit dem Auto unterwegs (der Lieferverkehr ist hier unglaublich hoch), stellt man sich einfach bei laufendem Motor und Klimaanlage an den Straßenrand und schläft eine Stunde. Die Hauptverkehrsstraßen halten hierzu überall einen seitlichen Haltestreifen vor, der dann nur dazu einlädt, noch mehr CO2 in die Luft zu blasen.
Ich mache allerdings weiterhin meine Mittagspause nach deutschem Muster, wann und wo es mir gefällt, sehr geruhsam. Und bin trotzdem nach einer Stunde wieder zurück im Büro ;-)
3 Wochen Japan März 2009 - der grosse Essen-Post - Teil 2
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Wie lange lag das denn hier unveröffentlicht rum? Ist ja peinlich..
Yakisoba-Brötchen, matschig und fettig:
Rührei mit Bacon-Brötchen, noch fettiger aber w...
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